Alle Sinne werden angesprochen, wenn Christiane Karg von blühenden Wiesen, rauschenden Blättern, strahlender Sonne und duftendem Sommergras singt. Vor allem, wenn dann noch so eine feine Musik dazukommt, wie etwa diejenige von Henri Duparc, Charles Koechlin, Claude Debussy oder Maurice Ravel. So ist der zunächst verdächtig PR-getriebene Titel "Parfum" für diese CD mit französischen Orchesterliedern im besten Sinne erlebend nachvollziehbar.
Bildquelle: Berlin Classics
CD-Tipp 06.04.2017
Der CD-Tipp zum Anhören
Von der Poesie der französischen Sprache hat sich Christiane Karg begeistern lassen bei ihrer Auswahl von Orchesterliedern, vom französischen "Duft" der Gedichte von Paul Verlaine oder Charles Baudelaire. Auch von Benjamin Britten sind vier französische Lieder dabei, die erst nach seinem Tod uraufgeführt wurden. Britten hatte sie bereits 1928 im Alter von 14 Jahren nach Texten von Victor Hugo und Paul Verlaine komponiert.
Von der röchelnden Mutter zum spielenden Kind bei Britten, von den Bienen zum schwülen Sommerabend in den Liedern von Duparc - die erforderliche Ausdruckspalette ist groß. Oft schafft das Orchester nur eine Atmosphäre, in die sich Christiane Karg mit einer Art Sprechgesang einfügt. Sehr transparent, pastellfarben und überwiegend langsam sind die Kompositionen. Dirigent David Afkham leitet die Bamberger Symphoniker sehr sensibel, zurückhaltend und farbenreich durch diese impressionistischen Klanglandschaften. Solopart und Orchesterstimmen sind wunderbar ausbalanciert, ergänzen sich wechselseitig und schaffen immer wieder eindrückliche Momente.
Christiane Karg führt ihre wunderbar lyrische Sopranstimme sauber und mattsilbrig schimmernd, staunend und wohl timbriert durch die verschiedenen Lieder. Dabei changieren ihre fein abgestuften Affekte zwischen Sinnlichkeit, Schmelz, Nähe und distanzierter Beobachterperspektive. An keiner Stelle dient ihre Gestaltungskraft dem Selbstzweck, sondern immer dem spezifischen Erlebnismoment von Text und Musik.
Christiane Karg hat mit dieser CD der französischen Poesie - dem Wort - eine vorrangige Stellung eingeräumt. So erschließt sich auch der Albumtitel "Parfum". Und zusammen mit David Afkham und den Bamberger Symphonikern führt sie den Hörer damit durch betörend fragile Zauberlandschaften, denen man sich einfach nur hingeben kann, egal welche Duftmarke man bevorzugt.
Maurice Ravel:
"Shéhérazade"
Claude Debussy, orch. John Adams:
"Le Livre de Baudelaire"
Benjamin Britten:
Quatre Chansons Francaises
Charles Koechlin:
"Épiphanie" aus: Trois Mélodies op. 17
Henri Duparc:
"L'Invitation au Voyage"
"La Vie anterieure"
"Phidyle"
Christiane Karg (Sopran)
Bamberger Symphoniker
Leitung: David Afkham
Label: Berlin Classics