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CD - Christoph Graupner Concerti und Tafelmusik

Bildquelle: cpo

Die Kostprobe vom 24. Mai 2015

Christoph Graupner

Die erste faszinierende Erkenntnis nach wenigen Sekunden: Graupner steht drauf, und ja, Graupner ist hier drinnen, kein Zweifel möglich. Der Personal-Stil des Bach-Zeitgenossen und auch einmal, 1722 nämlich, bei der Neubesetzung des Leipziger Thomaskantorats, Bach-Konkurrenten Christoph Graupner, geboren 1683 in Kirchberg in Sachsen, gestorben 1760 in Darmstadt, wo er fünf Jahrzehnte Hofkapellmeister der Landgrafen war, dieser Personalstil Graupners ist in so tiefem Wortsinn "eigen" wie der nur weniger Komponisten der Zeit. Kreist auf bizarre Weise um kleine Motiv-Absprengsel, ist melodisch spröde bis an den Rand der musikalischen Unhöflichkeit, zielt mit schöner Regelmäßigkeit auf genau die harmonische Fortschreitung, die einem als die ruppigste mögliche vorkommt. Mit einem Wort: ist spätbarock versponnen ohne Ende.

Unfrohe Verschwörung

So in Graupners Concerto C-Dur, wo zwei ohnehin eher ungewöhnliche Solo-Instrumente, Bass-Chalumeau und Fagott, einander grummelig-gutgelaunt, aber nichtsdestoweniger bizarr ständig ins Wort fallen. Ausgesprochen herrlich. Und in der Entrata per la Musica di Tavola g-moll findet sich ein nicht weniger bizarrer Satz mit der typisch Graupner'sch verrätselten Überschrift "La Congiurazione", "Die Verschwörung". Wer verschwört sich hier so unfroh, und gegen wen? Also, um die Sache jetzt nicht zu schwarz-weiß zu malen:  gelegentlich - an "guten Tagen" sozusagen - konnte der Komponist auch mal durchaus charmanter. Ein anderes Concerto in C-Dur zum Beispiel bereitet der noblen Oboe d'amore die Bühne für einen äußerst wirkungsvollen, beredten, durchaus eleganten Auftritt.

Schimmernd wie ein pointillistisches Gemälde

Alle drei bisher vorgestellten Werke sind, wenn ich es richtig überblicke, Weltersteinspielungen auf der neuen CD des israelischen Originalklang-Ensembles Accademia Daniel unter Leitung seines Gründers Shalev Ad-El, zwei weitere, Graupners einziges hochvirtuoses Violin-Konzert und eines seiner ebenfalls hochvirtuosen Fagott-Konzerte erklingen darauf in überzeugenden Neuinterpretationen. So ganz einfach ist Graupners anspruchsvolle, "verschrobene" Musik ja gar nicht in Schwingung zu versetzen, aber Ad-El und seine Künstler konnten in bereits mehreren schönen CDs unter anderem mit Kantaten und Orchestermusik von Graupner selbst und seiner Zeitgenossen Johann Friedrich Fasch und Georg Philipp Telemann Erfahrung sammeln, treffen mit filigranem Esprit auch hier genau den richtigen Ton, nachdenklich intim und rhetorisch prägnant zugleich, voll  feiner Andeutungen und starker Emotionen. Graupners Klang-Präziosen schimmern so in geheimnisvollen, irisierenden Farben - fast wie ein pointillistisches Gemälde von George Seurat. Eines ist klar für die Jahre von 1709 bis 1760: Darmstadt leuchtete.

CD-Info:

  • Christoph Graupner: Concerti e Musica di Tavola
  • Accademia Daniel
  • Shalev Ad-El
  • Label: cpo

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