Zum 450. Geburtstag von Claudio Monteverdi nimmt das Ensemble Clematis seine Instrumentalmusik in den Blick und stellt sie neben die seines Zeitgenossen Salomone Rossi. Monteverdi und Rossi – das Zweigestirn am Hof von Mantua.
Bildquelle: Ricercar
Der CD-Tipp zum Nachhören
In diesem Jahr feiert die Musikwelt den 450. Geburtstag von Claudio Monteverdi. Es wird von seinen großen Verdiensten um die Oper die Rede sein, von seinen unsterblichen Madrigalen, in denen er eine neue Kompositionspraxis formulierte, eine Klangsprache von ungekannter Eindringlichkeit entwickelte. Aber die Instrumentalmusik? Hat Monteverdi überhaupt nennenswerte Instrumentalmusik geschrieben? Ja, sagt das Ensemble Clematis, und stellt sie auf seiner neuen CD vor, zusammen mit Werken von anderen Komponisten, die mit Monteverdi am Hof von Mantua tätig waren.
Monteverdi komponierte zwar kaum eigenständige Instrumentalmusik, doch es wäre falsch zu glauben, sie sei ihm nicht wichtig gewesen. In seinem "Orfeo" sind instrumentale Sätze zwischen Rezitativen, Arien und Ensembleszenen omnipräsent, sie markieren entscheidende Angelpunkte des Werks. Etwa das berühmte Ritornell, das als musikalisch-dramatisches Scharnier die Akte miteinander verknüpft; oder die Sinfonia in g-Moll mit ihrer ergreifend-schmerzlichen Chromatik, die erklingt, nachdem Orpheus vom Tod seiner geliebten Eurydike erfahren hat. Starr vor Entsetzen verstummt der Sänger. Nur die Instrumente sind noch in der Lage, das Leid auszudrücken, das nicht mehr in Worte zu fassen ist.
Freilich verzichtet das Ensemble Clematis auf seiner CD nicht komplett auf Gesang, denn Monteverdis Originalität besteht ja gerade in der wegweisenden Verzahnung von vokalem und instrumentalem Stil, etwa in dem Madrigal "Tempro la cetra", das nach dem Gesang in einen Ballo mündet - ein instrumentales Tanzstück. Das französische Ensemble Clematis und der Tenor Zachary Wilder entfalten ein buntes und lebendiges Panorama vom Musikleben am Hof der Gonzaga in Mantua: mit dem großartigen Zweigestirn Claudio Monteverdi und Salomone Rossi, mit tänzerischen Madrigalen und ariosen Sonaten - und einer berühmten Renaissance-Melodie. Sie trug damals den Namen der Stadt, "La Mantovana" - noch heute kennt man sie, denn zu ihrem wogenden Auf und Ab fließt sanft Bedřich Smetanas "Moldau" dahin.
Ensemble Clematis
Label: Ricercar
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" am 23. April 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK