BR-KLASSIK

Sie spielen unheimlich vital, jung und erfrischend, die vier Musiker des Danish String Quartet. Das tun sie, wenn Sie sich dem klassischen Kanon der Quartettliteratur annähern. Das tun sie aber auch einmal mehr auf ihrer neuen CD mit Musik britischer und dänischer Gegenwartskomponisten.

Musik von Thomas Adès, Per Nørgård und Hans Abrahamsen haben die vier Jungs im Reitstadel Neumarkt aufgenommen, das für seine hervorragende Akustik weit über die Oberpfalz hinaus bekannt ist. Alle drei Komponisten waren noch jung, als sie sich mit dem Streichquartett vertraut gemacht und diese Stücke geschrieben haben. Am Beginn steht "Arcadiana", eine Serie nostalgischer Miniaturen von Thomas Adès aus dem Jahr 1994. Ohne direkt zu zitieren, bezieht sich Adès konkret auf ein Schubert-Lied, Mozarts "Zauberflöte", Musik seines Landsmannes Edward Elgar oder Claude Debussy. Diese musikalischen Assoziationen gleichen Gesten aus weiter Ferne. Sie lassen die Musik von Adès als originelle und eigengesetzliche Klangwelt durchweg bestehen. Arkadien bleibt in diesen Hommage-Stücken ein nicht genau zu benennender, ungreifbarer, aber präsenter Sehnsuchtsort.

Kurzgeschichten von zwingender Dramaturgie

Auch der dänische Komponist Hans Abrahamsen nähert sich dem Streichquartett mit Miniaturen. Von "Short Stories" spricht er selbst mit Blick auf seine Zehn Präludien,  sein erstes Werk für diese Besetzung aus dem Jahr 1973. Heftige, virtuose Ausbrüche und in sich zurückgenommene elegische Unisono-Abschnitte lösen sich ab.  Abrahamsen erzählt seine musikalischen Kurzgeschichten packend mit zwingender Dramaturgie. Jede der Geschichten scheint auf die nächstfolgende voraus- und gleichzeitig auf die vorangegangene zurück zu verweisen.
Weniger schroff und versöhnlicher schrieb Abrahamsens berühmter Lehrer Per Nørgård 1952 sein erstes Streichquartett, das "Quartetto Breve", in dem ein wenig Bartók-Aura und nordisches Ausdrucksspektrum gleichermaßen mitschwingen.

Aufbruchsstimmung und Jugendlichkeit

Mit dieser Zusammenstellung von drei frühen Quartettkompositionen präsentiert das Danish String Quartet eine wirklich interessante Werkauswahl, vor allem aber bleibt es sich treu und setzt auf seine unverwechselbaren Stärken: auf risikofreudiges, gespanntes, kontrastreiches und überaus präzises Musizieren. So versprüht diese CD musikalische Aufbruchsstimmung und Jugendlichkeit – und sei es als Sehnsuchtsprojektion Arkadiens. Weiter so - davon wünscht man sich als Hörer mehr!