BR-KLASSIK

Sobald der Teufel in einer Oper eine stumme Rolle übernimmt, heißt das nicht, dass er keine Töne von sich gibt: Die Geigerin Natalie Kundirenko genießt ihr Solo! Sie gehört zum Göttinger Symphonie Orchester, das seit über zehn Jahren von Chefdirigent Christoph-Mathias Mueller betreut wird. Unter seinen bisherigen Aufnahmen finden sich Projekte mit Simone Kermes, so etwa Beethovens "Egmont". Jetzt folgt die Weltersteinspielung zweier Kurzopern Claude Debussys.

Die gruselige Erzählung vom Untergang des Hauses Usher von Edgar Allan Poe hat einen düster-bizarren, inzestuösen Handlungskern. Reizvoll für den Komponisten Claude Debussy, der ursprünglich eine programmatische Musik für Orchester darüber schreiben wollte, doch statt dessen entstand eine Kurzoper über den Stoff. Und gerade diese abgründige Familiengeschichte, die Robert Orledge in seiner Aufführungsversion schon 2006 in Bregenz vorstellte, weiß in der Göttinger Interpretation nachhaltig zu wirken.

Roderick Usher als Opernheld

Der international gefragte Spitzenbariton William Dazeley adelt das Unternehmen in der schwierigen Partie des Roderick – bravourös! Virgil Hartinger bewältigt die Rolle des Arztes im ersten Stück deutlich besser als die des Jean im zweiten: Mehrfach kommt es hier zu Doppelbesetzungen! Der Dirigent Christoph-Mathias Mueller lässt seine Musiker stets kontrolliert, punktuell passioniert auf die Farbspektren Debussys los. Eine Doppel-CD also, die allen Freunden der französischen Oper, insbesondere Verehrern Debussys dringend empfohlen sei!