"Rococo" heißt das Album. Darin unternimmt Dorothee Oberlinger zusammen mit ihrem Ensemble 1700 einen Ausflug nach Schloss Sanssouci und lässt die legendären Kammermusikabende Friedrich des Großen wiederaufleben. Zwar war der Preußenkönig ein Liebhaber und Spieler der Traversflöte, doch erklang in seinem Musentempel häufig auch die Blockflöte.
Bildquelle: Deutsche Harmonia Mundi
Der CD-Tipp zum Nachhören
Rococo - Musique à Sanssouci
Beginnen wir mit einem persönlichen Bekenntnis. Ich bin wirklich kein Freund von Blockflötenmusik. Und ich weiß, dass es vielen anderen Musikliebhabern ähnlich geht. Ich vermute, das liegt an Traumata in der frühkindlichen Musikerziehung. Blockflötenmusik kann nervenzehrend klingen. Aber es gibt seltene Momente, da kann auch ich mich für diese Musik begeistern. Besonders, wenn sie eine solche Virtuosin spielt wie Dorothee Oberlinger. Wenn also sogar ich Ihnen eine Blockflöten-CD ans Herz lege, dann muss die schon etwas ganz Besonderes sein.
"Rococo" heißt das Album, das mich begeistert. Darin unternimmt Dorothee Oberlinger zusammen mit ihrem Ensemble 1700 einen Ausflug nach Schloss Sanssouci und lässt die legendären Kammermusikabende Friedrich des Großen wiederaufleben. Zwar war der Preußenkönig ein Liebhaber und Spieler der Traversflöte, doch erklang in seinem Musentempel häufig auch die Blockflöte. Komponiert wurden diese Stücke von seinen besten Hofmusikern. Auf dieser CD stellt Dorothee Oberlinger erneut unter Beweis, dass sie die ungekrönte Königin der Blockflöte ist.
Natürlich erweist die Virtuosin dem Flötenlehrer des Monarchen, Johann Joachim Quantz, die Ehre, von dem sie zwei kurze Solostücke spielt. Auch Friedrichs Konzertmeister und Kammermusiker Johann Gottlieb Graun steuert ein attraktives Doppelkonzert für Blockflöte und Geige bei. Ebenso wie Carl Phillip Emanuel Bach, der begnadete Kammercembalist des Königs. Von ihm sind gleich zwei Sonaten zu hören. Eine empfindsame Solosonate und eine originelle Triosonate für die über einen Meter lange Bassblockflöte, Bratsche und Generalbass. Hier ist der Bratscher Nils Mönkemeyer Dorothee Oberlingers kongenialer Solopartner.
Alle Züge der Musik des Rokoko, also Charme, Verspieltheit, Galanterie und Delikatesse, zeigen gerade die weniger bekannten Komponisten von Sanssouci. Etwa das intime Duo für Blockflöte und Laute des Hoflautenisten Ernst Gottlieb Baron. Oder das verspielte Quartett des königlichen Kontrabassisten Johann Gottlieb Janitsch. Dorothee Oberlinger und ihr Originalklangensemble 1700 präsentieren auf der CD "Rococo" Alte Musik in Bestform: abwechslungsreich, farbig und virtuos. Ein Album, bei dem man tatsächlich zum Blockflötenfan werden kann.
Blockflötenmusik von Quantz, Graun, Finger, Händel. C.P.E. Bach, Janitsch, Baron und Schultze
Dorothee Oberlinger (Blockflöte)
Ensemble 1700
Label: Deutsche Harmonia Mundi
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" am 30. April 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK