"Dumka" ist russisch und heißt so viel wie Gedanke. Flüchtig können sie sein, Gedanken, heiter oder melancholisch. Man hängt ihnen nach, man macht sich so seine, außerdem sie sind frei. Und sie sind eigentlich selten allein: "Dumky" heißt der Plural. Und ein Klaviertrio von Antonín Dvorák. 1890 komponiert, in e-Moll und sechs Sätzen: "Kurze Stücke" kündigt Dvorák seinem Freund Alois Göbl an. "Sie werden fröhlich und traurig zugleich sein." Manchmal "ein nach innen gewandter Gesang, anderswo wieder wie ein fröhlicher Tanz".
Bildquelle: Harmonia Mundi France
CD-Tipp 08.02.2017
Der CD-Tipp zum Anhören
Musikalisch ist eine Dumka genau das: eine Mischung aus Sehnsucht und Überschwang, aus Elegie und Vergnügtheit, ein abrupter Wechsel der Stimmungen. Sechs Mal passiert das in Dvoráks Dumky-Trio, und es gilt dabei, die feinen Stimmungen blitzschnell nachzuzeichnen, mit Klangfarben zu malen. Aquarelle eher als Ölgemälde, möglichst in allen Nuancen der emotionalen Farbpalette.
Es braucht erfahrene Kammermusiker für dieses Dumky-Trio, das nicht von der instrumentalen Virtuosität lebt, auch nicht vom ungezügelten Temperament oder von kühnen musikalischen Strukturen. Das fast im Volkston daherkommt, in dem das Einfache besticht, in dem eine schöne Melodie die nächste eben nicht jagt, sondern: ablöst, bereichert, ergänzt. Es braucht Musiker, deren Persönlichkeit so gereift und so immun gegen spielerische Eitelkeit ist, dass sie genau diese Geradheit, diese Bescheidenheit aufbringen, ohne gelangweilt, desinteressiert oder unterfordert zu sein. Musiker wie die drei Franzosen des Trio Wanderer, aufeinander eingespielt, einander zugewandt, mit allen Kammermusik-Wassern gewaschen.
Auch Dvoráks f-Moll-Trio, 1883 in keiner guten Lebensphase komponiert, ist ein Juwel voller Traurigkeit, Sehnsucht und Schmerz. Klar, direkt, fast schonungslos schickt Dvorák die Stimmungen hinaus. Wegspielen geht da nicht, nur: sich ausliefern und die Instrumente singen lassen, mit der Hoffnung auf Licht am Ende des Tunnels. Immer wieder flackert das hell und freudig auf, macht Mut und weckt Zuversicht, während das Trio Wanderer Dvoráks dunkle Kammermusik-Welten durchschreitet. Mit Gespür und mit Hingabe für Klänge, die fast zu schön sind für diese Welt.
Klaviertrio Nr. 3 f-Moll, op. 65
Klaviertrio Nr. 4 e-Moll, op. 90 "Dumky"
Trio Wanderer
Label: Harmonia Mundi France