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CD - Ennio Morricone "60 Years of Music"

Wie kaum ein anderer hat sich der Italiener Ennio Morricone einen Namen als Filmkomponist gemacht. Auch nachdem er gerade erst seinen 88. Geburtstag gefeiert hat, denkt er doch noch keineswegs ans Aufhören. Im Gegenteil: Jetzt erschien, passend zur gleichnamigen Konzerttour, das Album "Ennio Morricone - 60 Years of Music" mit dem Meister selbst am Pult.

Bildquelle: Decca

CD Tipp 23.11.2016

Ennio Morricone - "60 Years of Music"

Es beginnt mit der Filmmusik, die Morricone selbst für seine beste hält und die er seinen Konzerten deshalb immer erst ganz an den Schluss stellt - als größtmögliche Steigerung: "The Mission", komponiert 1986 zu Roland Joffés gleichnamigem Historiendrama mit Jeremy Irons als Jesuitenpater Gabriel und Robert de Niro als brutaler Sklavenschinder. Mit gleich drei Sätzen ist diese Musik hier vertreten, einschließlich des grandiosen, rhythmisch verschachtelten Finalsatzes "On Earth as it is in Heaven".

Dokumentation des späten Morricone

Anders jedoch als die bekannte Originalfassung, entstand diese Version - wie auch die übrigen Aufnahmen des Albums - als Live-Mitschnitt im Verlauf der Tour, auf der sich der Meister momentan befindet: zusammen mit dem Tschechischen Nationalen Symphonieorchester und wechselnden Chören, die aber ganz offensichtlich im Fall von "The Mission" nicht an das Soundtrack-Original mit den London Voices heranreichen. Doch Vorsicht: Wie so häufig bei Filmmusik-Produktionen wurde auch bei der Ur-Aufnahme von "The Mission" mit Tricks gearbeitet und zuerst die Perkussion, dann Oboe und Streicher und erst danach die Chöre aufgenommen. In den Konzerten jedoch gelten - nach dem Prinzip der Gleichzeitigkeit – gänzlich andere Gesetze. Und manche Partitur musste für diese Live-Darbietungen streckenweise umgeschrieben werden. Insofern ist das vorliegende Live-Album auch nicht nur eine Kompilation früherer Original-Soundtracks, sondern tatsächlich eine Dokumentation des späten Morricone, der hier noch mal im Erfolg seiner vielen Filmmusik-Hits badet. Und natürlich darf auch das Thema "Italo-Western" hierbei nicht fehlen - jene Gattung, die Morricone einst zu Weltruhm brachte und derer er sich doch inzwischen irgendwie fast schämt.

Ohne historische Patina

In "The Ecstasy of Gold" aus dem Clint-Eastwood-Streifen "Zwei Glorreiche Halunken" singt nun, anstelle der usprünglichen Edda dell’Orso, die Sopranistin Susanna Rigacci. Auch diese Veränderung bleibt Morricone-Fans natürlich nicht verborgen, ist doch gerade die Filmmusik, wie kaum ein anderes Musik-Genre, fixiert auf das "Original" mitsamt seiner historischen Patina. Das kann und will das vorliegende Album kaum leisten. Und so klingt mancher Titel hier, obwohl Morricone selbst am Pult steht, wie die Cover-Version eines allzu vertrauten Kultstücks. Etwa das berühmte "Chi Mai" aus dem Jean-Paul Belmondo-Streifen "Der Profi", das hier eher den Charme eines "Rondo Veneziano"-Unterhaltungstitels hat und den Biss und die kühne Direktheit des einstigen Originals vermissen lässt.

Vitale Ikone

Insofern sieht der Meister nun sein altes Credo bestätigt, dass nämlich Filmmusik keine Musik sei, die es zu interpretieren gelte, sondern nur echt in ihrer Urgestalt auf dem Soundtrack des betreffenden Films. Trotzdem gibt es die "60 Years of Music"-Tour. Und die Fans danken es Morricone - weshalb das vorliegende Album nichts weniger ist als die Begegnung mit einer noch immer erstaunlich vitalen Ikone. Nur live dabei sein ist noch besser!

Ennio Morricone - 60 Years of Music

Ausgewählte Filmmusiken

Susanna Rigacci (Sopran)
Tschechisches Nationales Symphonieorchester & Chöre
Leitung: Ennio Morricone

Label: Decca

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