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Enrico Rava Quartet CD - "Wild Dance"

Er gehört zu den weltweit berühmtesten und am längsten aktiven europäischen Jazzmusikern: der Italiener Enrico Rava. Seit fünf Jahrzehnten steht er für eine Musik, die sich alle Freiheiten nimmt und trotzdem schön, gar romantisch und äußerst harmonisch klingen kann. Der Trompeter und Flügelhorn-Spieler hat einen ganz eigenen Klang – und spornt damit noch immer ganz junge Kollegen zu musikalischen Höhenflügen an. Genau das tut er jetzt auch mit seiner vor Kreativität sprühenden und von hinreißenden Melodien getragenen neuen CD.

Bildquelle: ECM Records

CD-Tipp 06.10.2015

Enrico Rava Quartet - Wild Dance

Er ist ein Meister der Klarheit. Und hat dabei diesen Ton: so weich, so geschmeidig, so nahbar. Jede Note ein persönliches Statement. Der italienische Trompeter Enrico Rava gehört zu jenen Musikern, die auf ihrem Instrument ganz unaufgeregt und leise sprechen können. Und bei denen aus der Ruhe besonders viel Kraft kommt. Der Mann mit dem Schnurrbart und den lässig-langen Silberhaaren wirkt nach fünfzig Jahren Karriere immer noch jugendlich neugierig, und dies erst recht, wenn er Musik macht.

"Wild Dance" heißt seine aktuelle CD – mit den Musikern seiner derzeitigen Band, die allesamt eine gute Generation jünger sind als der Bandleader, sich aber musikalisch bestens mit ihm verstehen. Darunter der Gitarrist Francesco Diodati, der Anfang 30 ist. Und als Stargast der Band hört man hier den von Rava seit längerem hochgeschätzten, dieses Jahr 40 gewordenen Posaunisten Gianluca Petrella.

Das fließt und hat Drive und entfesselt eine mitreißende Energie: Musik, die einen völlig organischen Atem hat und bei der jeder Ton zwingend aus den vorhergehenden heraus zu wachsen scheint. „Wild“ sind diese instrumentalen Tänze im allerschönsten Sinn: ungezähmt, ungekünstelt, frei. Hintersinnig. Eine Band, die nach ungebremster Kreativität klingt.

So unverbraucht kann ein Jazzquintett mit zwei Blas-Instrumenten und Rhythmusgruppe rüberkommen. Frisch ist dieser Sound. Er klingt nach Vergnügen, nach Spiellust! Und neben funkelnd-geistsprühenden gibt es auch leise, poetische, anmutige Momente. Jazz, bei dem es nicht um die Aneinanderreihung von Soli geht, sondern immer wieder ganz stark um Stimmführung. Um Interaktion. Und darum, als Band Klänge von besonderer atmosphärischer Dichte zu schaffen.

Diese Musik schielt nicht auf den Markt und schon gar nicht auf die schnelle, hohle Faszination. Schönheit ohne Schnickschnack – realisiert von erstklassigen Musikern, die hier einen ganz großen Zauber entfalten. Den Zauber einer Band, in der spürbar jeder mit ganz feinen Ohren auf die anderen hört, mit denen er leises Pathos genauso wie feinen Humor teilt. Die Magie des Miteinanders - selten gelingt sie so schön.

Enrico Rava Quartet: Wild Dance

Enrico Rava: Trompete; Francesco Diodati: Gitarre. Gabriele Evangelista: Bass; Enrico Morello: Schlagzeug; Gianluca Petrella: Posaune
Label: ECM

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