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CD - Eva Klesse Quartett "Miniatures"

Die Schlagzeugerin Eva Klesse gehört zu den herausragenden Namen des aktuellen deutschen Jazz. Im Frühjahr 2018 wurde die 1986 geborene Musikerin als erste deutsche Instrumentalprofessorin für Jazz an die Musikhochschule Hannover berufen. Jetzt gibt es eine neue CD ihres hochkarätigen Quartetts – "Ten Songs for Chamber Jazz Quartet" enthält sie.

Bildquelle: Enja Yellowbird

Der CD-Tipp zum Anhören

Solche Stücke schreibt also eine Schlagzeugerin. Man merkt gleich: Egoistisch ist sie nicht. Sie selbst: im Hintergrund. Der Bass spielt erst einmal die Hauptrolle. Dann: immer noch nicht das Schlagzeug. Der Pianist rückt als nächster in den Mittelpunkt. Der kann das auch sehr überzeugend. Und danach: Das Saxophon kommt jetzt ins Spiel. Und gleich auch nochmal der Bass, diesmal gestrichen. Und so wird ganz allmählich schon beim ersten Stück dieser CD exemplarisch deutlich: Diese Band ist eine Einheit – es geht um den Zusammenklang und nicht etwa um eine Bühne für muskulöse Soli, weder der Bandleaderin noch der anderen.

Raue Power – und ganz Leise Töne

Das macht die Musik dieses Quartetts seit Jahren so überzeugend. Evgeny Ring, Altsaxophon, Philip Frischkorn, Klavier, Robert Lucaciu, Bass, und Eva Klesse, Schlagzeug. Diese Vier können völlig unterschiedlich klingen. Plötzlich mischt sich – etwa in dem Stück "Still enough" – raue Power in die schönen Töne. Diese Farbe hat die Band nämlich auch. Da ist schon Energie drin. Und Überraschungs-Potenzial. Denn mittendrin kann diese Musik ins ganz Leise, sehr Lyrische zurückfahren, die Melodie steht an manchen Stellen beinahe bloß, ungemein zart – und auf einmal verschwindet der Sound sogar im fast nicht mehr Hörbaren: flitzende Geräuschmusikfetzen im Pianissimo.

Musik als Dialog intelligenter Gesprächspartner

In den Stücken dieses Albums ist kaum ein Takt so, wie man ihn erwarten würde. Kein Klischee. Kein Abfeiern von Effekten. Sondern die Lust am instrumentalen Gespräch. Gespräche in der Musik: Das kannte schon Goethe. Streichquartette nannte er so. Für ihn waren sie ein Dialog vier intelligenter Gesprächspartner. Seither ist das ein Kennzeichen guter Kammermusik. Solcher wie dieser, die im Untertitel des Albums als "zehn Songs für Kammerjazz-Quartett" ausgewiesen ist.

Zum besonderen Verweilen

"Miniatures", Miniaturen, heißt diese CD, und es ist eine mit vielen Augenblicken zum besonderen Verweilen. Humorvolle, innige, zarte – und vor allem: eigene. Musik des Eva-Klesse-Quartetts.

Eva Klesse Quartett: "Miniatures"

Evgeny Ring (Saxophon)
Philip Frischkorn (Klavier)
Robert Lucaciu (Bass)
Eva Klesse (Schlagzeug)

Label: Enja Yellowbird

Sendung: "Leporello" am 19. Oktober 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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