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CD - Federico Albanese The Blue Hour

Minimalistische Klaviermusik scheint von Ludovico Einaudi besetzt zu sein. Doch da gibt es noch einen anderen Mailänder, der dabei ist, das Terrain mit seinem ganz eigenen Stil zu erobern. Federico Albanese heißt er und man sagt von ihm, er schaffe mit seinem Klavier "apokalyptische Klassik".

Bildquelle: Berlin Classics - Neue Meister

CD-Tipp 08.02.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören

F-C - zehnmal nacheinander. Nur dieses kleine Quintintervall - sinnierend, suchend, sich selbst genügend. Der fragile Beginn einer noch unbestimmten Reise zu sich selbst? Doch das ruhige Atmen nimmt Fahrt auf, wird überlagert von einem unaufhörlichen repetitiv-unruhigen Puls, dem Puls der Gegenwart, der den Atem in den sound moderner Elektronik treibt. Ein sound, der wie aus dem Nichts entsteht, um sich nach kurzem Aufbäumen genau dorthin wieder zu verflüchtigen. Musik der blauen Stunde, wo der Tag sich unmerklich zur Nacht mischt. "The Blue Hour" hat Minimal-Pianist Federico Albanese seine neue CD genannt und man fragt sich, was zuerst war - die Musik oder der Titel?

Klangliche Kalligraphie

Was Albanese mit diesem Album kreiert hat, sind wie von zarten Nebelschwaden verhüllte Klanglandschaften im Zwischenreich von Tag und Nacht. Diese u.a. aus Elektronik, Hammondorgel, Synthesizer, Elektrischer Gitarre, Bass, Glas und Fieldrecording modellierte musikalische Topographie - immer wieder gewinnt sie durch sparsamste, aber punktgenau gesetzte Akkorde des Klaviers Kontur, wird zu klanglicher Kalligraphie. Dabei beherrscht der aus Mailand stammende und in Berlin lebende Komponist und Pianist die Reduktion des musikalischen Materials und dessen minimale rhythmische Akzent-Verschiebungen perfekt. Zeit wird hier zum Raum - zum Sehnsuchtsraum -, zuweilen von äußerst sparsam gesetzten Cello-Melodien poesievoll ausgekleidet.

Wanderung durch unbekannte Galaxien

Man kann sich in der Zeitlosigkeit dieser Blue Hour von Federico Albanese verlieren. Doch niemals entgleiten ihm seine motivischen Klavier-Haikus ins Esoterische. Vielmehr sind seine 13 Miniaturen eine Wanderung durch unbekannte Galaxien des Traumes, raffiniert arrangiert in schleierzarten, sensibel untermalenden sounds. Ein Traum, in dem sich so viele unterschiedliche Seitenpfade überlagern, die einen hellwach bleiben lassen, den Puls, den Herzschlag lebendig erhalten.

Meister seines Fachs

The Blue Hour - ein Album zwischen Klassik und Ambient, zwischen Minimalismus und Pop, ein Album der Neuen Klassik, das sich völlig unaufgeregt in den Reigen eines Michael Nyman, Eric Satie, Brian Eno und des derzeitigen Minimal-Übervaters Ludovico Einaudi stellt. Musik, in der der 33-jährige Wahl-Berliner Albanese ein viel versprechendes Statement abgibt: Hier spiel' ich, und ich kann nicht anders. Mit dieser Haltung ist ihm dieses hervorragende Konzept-Album gelungen. In dem neuen Sublabel von Berlin Classics "Neue Meister" ist er bestens aufgehoben und erweist er sich als ein wahrer Meister seines Fachs. Egal, ob sein Konzept-Album eines über seine neue Heimatstadt Berlin ist oder nicht - diese bis zum allerletzten verklingenden Ton anregende Blaue Stunde - man wünscht sich, sie möge unendlich sein…

Federico Albanese - The Blue Hour

Federico Albanese (Klavier, Elektronik, Hammond Orgel, Synthesizer, elektrische Gitarre, Bass u. a.)
Arthur Hornig (Cello)
Label: Berlin Classics - Neue Meister

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