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CD - Franz Lehrndorfer live Orgelimprovisationen

Der Name Franz Lehrndorfer dürfte vielen Musikfreunden in München, aber auch weit darüber hinaus ein Begriff sein. Und das, obwohl Organisten und ihre Kunst im allgemeinen eher nicht zu den Stars der Musikszene gehören. Aber Lehrndorfer, geboren 1928 in Salzburg und gestorben im Januar 2013 in München, war zweifellos eine Ausnahmeerscheinung - und zwar insbesondere durch seine Improvisationskunst, die die Gemeinde des Münchner Liebfrauendoms wie auch Abertausende von Konzertbesuchern über Jahrzehnte bewundern konnten.

Bildquelle: Benedikt Schreiber

Der CD-Tipp zum Anhören

Ob "Großer Gott, wir loben Dich" oder ein Kinderlied wie "Hänschen klein": Kaum ein Thema war vor dem begnadeten und gleichermaßen ganz bescheiden auftretenden Musiker sicher. Und viele dieser Improvisationen wurden gottseidank in Aufnahmen festgehalten. Diese Zeugnisse musikalischer Stegreifkunst kommen nun nach und nach ans Licht in einer privat initiierten CD-Reihe. Folge 8 daraus erschien nun beim Münchner Opus Verlag unter der Überschrift "Heiteres aus Konzerten".

Rasante Wanderung

Das scheinbar Simple, der natürliche Impuls war eines seiner Geheimnisse beim Improvisieren. So wie in dem Stegreifstück über "Muss i denn zum Städtele hinaus" vom September 1992 an der Orgel der Münchner Musikhochschule. Lehrndorfer beginnt - titelgemäß - im Gestus des Wanderers. Dazu eine einfache, allerdings niemals einfältige Harmonisierung zur allseits bekannten Melodie. Aber selbstverständlich bleibt es nicht bei dieser Gangart: Das begleitende Figurenwerk wird zunehmend bewegter und man darf davon ausgehen, dass sich der Improvisator - bei aller Unvorhersehbarkeit seiner Einfälle - einen formalen Plan zurecht gelegt hat. Der nächste Abschnitt ist eine Art Toccata.

Spontan und reaktionsschnell

Alles das ist hohe Schule des Stegreifspiels, zweifellos auf der Grundlage geläufigen und x-mal geübten Figurenwerks, aber doch absolut spontan und reaktionsschnell dargeboten in der akuten Konzertsituation. Einige Improvisationen dauern bis zu zwanzig Minuten, andere dagegen gestalten sich auffallend kurz, wie etwa diejenige über "Der Mond ist aufgegangen" im Münchner Liebfrauendom, wo Lehrndorfer für mehr als drei Jahrzehnte amtierender Organist war.

Improvisation mit Glockenspiel

Und auch wenn er andernorts konzertierte: Eine freie Improvisation stand immer auf dem Programm, häufig spontan auf Zuruf. So wie im Oktober 1994 an der neuen Jann-Orgel des Keilberth-Saales in Bamberg, wo Lehrndorfer über "Hänschen klein" improvisierte. Dabei stand ihm nicht nur ein reichhaltiger Vorrat an Figurenwerk und Ideen zur Harmonisierung zur Verfügung, sondern auch und insbesondere die Gabe, die jeweiligen klanglichen Möglichkeiten des Instruments in seine Improvisationen mit einzubeziehen - im vorliegenden Fall etwa das Glockenspiel-Register.

Der doppelte "Alte Peter"

Und dann natürlich: die typische Lehrndorfer-Fuge, mit Vorliebe im beschwingten, Gigue-artigen 6-Achtel-Takt. Wenn es sich dabei auch noch um ein heimisch-verwurzeltes Thema handelte - umso besser. Vielleicht ist deshalb die Münchner Stadthymne vom "Alten Peter" gleich zweimal zu hören auf der achten Folge dieser Improvisationsreihe mit Franz Lehrndorfer.

Franz Lehrndorfer live (Vol. 8)

Orgelimprovisationen
"Heiteres aus Konzerten"

Franz Lehrndorfer (Orgel)

Label: Ingeburg Lehrndorfer (franzlehrndorfer.de)

Sendung: "Leporello" am 13. Dezember 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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