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CD - Friedrich Goldmann "Four Trios One Quartet"

"Hör doch erst mal zu" – so die lakonische Replik von Friedrich Goldmann auf die Frage eines Instrumentalisten, welcher wissen wollte, was denn zu tun sei, wenn man zu seiner, Goldmanns Musik keinen Zugang finde. Diesen Rat möchte man jedem geben, der sich bei der ersten Begegnung mit einem der manchmal hermetisch erscheinenden Werke dieses Komponisten nähert.

Bildquelle: Macro

CD Tipp 23.05.2016

Friedrich Goldmann - Four Trios One Quartet

Nimmt man den Rat an, so kann man reich beschenkt werden. Etwa mit geheimnistrunkenen Klängen, wie im vierten Stück der 1986 entstandenen "Four Pieces" für Viola, Violoncello und Kontrabass. In diesem ältesten der auf der neuen CD eingespielten Werke lassen sich etliche Vorlieben des Komponisten exemplarisch beobachten: das systematische Experimentieren mit den Möglichkeiten einzelner Töne, das Spiel mit kontinuierlichen Veränderungen qualitativer Klangkategorien, das Auffächern dramatischer Spannungsbögen im mehrdimensional angelegten Material. Und immer wieder: plötzliche Brüche, aufziehendes Wetterleuchten, im Ungewissen lauernde Abgründe. "Giftmomente" wie Goldmann einmal gesagt hat. Aber immer wieder auch Epiphanien reinster Schönheit.

Zum Komponisten

Am 27. April 2016 wäre Friedrich Goldmann 75 Jahre alt geworden. Als Zehnjähriger wurde er Mitglied des berühmten Dresdner Kreuzchores und bereits als Schüler hatte er am zugehörigen Internat mit dem Komponieren begonnen. Im Sommer 1959, zwei Jahre vor dem Bau der Berliner Mauer, bekam der hoch begabte junge Musiker als Stipendiat die Gelegenheit, bei den Darmstädter Ferienkursen ein Seminar Karlheinz Stockhausens zu besuchen und Erfahrungen machen, die seinen erfolgreichen Weg als Komponist nachhaltig prägen sollten. Goldmann studierte dann u.a. an der Deutschen Akademie der Künste Ostberlin als Meisterschüler von Rudolf Wagner-Régeny und er arbeitete beim Berliner Ensemble, wo es zu wichtigen künstlerischen Kontakten etwa mit Heiner Müller, Ruth Berghaus oder Luigi Nono kam. Seit den 1970er Jahren gehörte er zu den wichtigsten Vertretern der jüngeren Komponistengeneration in der DDR. Nach der Wende übernahm er 1991 eine Professur für Komposition und Orchesterleitung an der West-Berliner Universität der Künste. Zahlreiche heute ebenfalls international erfolgreiche Komponisten waren seine Schüler. Goldmanns Schaffen, zu dem auch vier Sinfonien, etliche Solokonzerte und viel Kammermusik gehören, ist handwerklich virtuos und filigran gearbeitet und offenbart ein unerhört feines Gespür für  klangfarbliche Valeurs.  

Stets präsentes Energiepotenzial

In der Regel hat es Friedrich Goldmann vermieden, seiner vielschichtigen und deutungsoffenen Musik Kommentare mit auf den Weg zu geben, oder werkästhetische Reflexionen. Wer Ohren hat, sollte zum Lauscher werden und sich unverstellt öffnen für die sinnlich-emotionale Erfahrung die getragen wird von tönend geführten Diskursen und kunstvoll verknüpften Beziehungsfeldern. Wer aber Aufschluss haben möchte über kompositionstheoretische Hintergründe, kann durch die Lektüre der beiden hervorragenden Booklet-Essays zur Entwicklung der Goldmann’schen Techniken und Formdispositionen viel erfahren. Alle auf der CD vertretenen Werke werden jeweils von ganz unterschiedlichen Interpreten gespielt, und sie alle sind ausgefuchste Meister ihres Fachs. So verstehen es die Musiker, an das Energiepotenzial zu rühren, das jedem Ton, jedem Geräusch, jedem noch so winzigen Gestus inne wohnt. Und sie lassen es auf je spezifische Weise aufleuchten im musikalischen Zusammenhang. Gewiss: Goldmanns Musik gehört nicht zur leichten Kost, entzieht sich der Möglichkeit bloßen Konsums. Bei konzentriertem Wahrnehmen stellt sich jedoch schnell so etwas wie Einverständnis und Bewunderung ein. Für eine Kunst, der es um eine lebendige, also stetem Wandel unterliegende Balance geht zwischen beredtem Texturgeschehen und organischer Form.

Friedrich Goldmann - Four Trios One Quartet

Trio für Viola, Violoncello und Kontrabass
Trio Nr. 2 für Oboe, Violoncello und Klavier
Trio für Violine, Horn und Klavier
"Calmo, esitando un po'" für Klarinette, Violoncello und Akkordeon
Quartett für Oboe, Violine, Viola und Violoncello

Verschiedene Interpreten
Label: Macro

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