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CD - Johann Jacob Froberger Toccaten und Motetten

Rechtzeitig zum 400. Geburtstag Johann Jacob Frobergers erscheint die achte und vorläufig letzte CD innerhalb der beim Label Aeolus im Jahr 2000 begonnenen Gesamteinspielung von Frobergers Kompositionen: Der niederländische Cembalist Bob van Asperen präsentiert das Toccaten-Werk des lange am Wiener Hof tätigen Meisters auf Orgel und Cembalo. Zudem gibt es als besonderes Highlight zwei geistliche Motetten, die einzigen überlieferten Vokalwerke Frobergers.

Bildquelle: Aeolus

CD-Tipp 07.04.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Er soll ein freundlicher Mensch christlichen Lebenswandels gewesen sein, bekannt für sein ausgeglichenes Wesen, seine gute Laune und einen "herrlich sinnreichen Geist". So wird der im Mai 1616 geborene Johann Jacob Froberger beschrieben von Herzogin Sibylla, mit der er einst am Stuttgarter Hof von seinem Vater Basilius im Clavierspiel unterrichtet worden sein soll. Der Kontakt zum Hause Württemberg bleibt ein Leben lang bestehen, auf Schloss Héricourt, dem Witwensitz Herzogin Sibyllas in der württembergischen Enklave Montbéliard in Frankreich, stirbt Froberger am 7. Mai 1667. 50 Jahre ist er da alt nach einem bewegten Leben als Hoforganist in Wien und schwindelerregend vielen Reisen an die Höfe von Rom, Florenz, Mantua, Dresden, nach Brüssel, Utrecht, Paris und sogar London und Madrid.

Expressiver Virtuose und Komponist

Mit seinem elaborierten, polyphonen Schaffen gilt der "Römisch Kayserliche Cammer-Organist" im Dienst des Habsburger-Kaisers Ferdinand III. in Wien als Schlüsselfigur der Musik im 17. Jahrhundert. Er ist der erste expressive Virtuose und Komponist für Tasteninstrumente, der Begründer eines idiomatischen deutschen Clavierstils. In allen Clavier-Gattungen seiner Zeit setzte der Frescobaldi-Schüler Froberger dabei Maßstäbe, komponierte Fantasien, Canzonen, Suiten, Ricercare und Capriccios für Orgel, Cembalo und Clavichord. Für Johann Sebastian Bach wurde das innovative Suitenwerk zum Vorbild. Vor allem seine Toccaten im sogenannten "stylus fantasticus" sorgten mit eruptiven Wechseln von rhapsodischen und fugierten Abschnitten für Furore.

Dramatischer Affekt und verspielte Imitation

Bob van Asperen versteht es glänzend, diesen ornamentierten Toccatenstil zwischen dramatischem Affekt und verspielter Imitation kontrastreich in Szene zu setzen. Zumal ihm dabei ein wunderbares originales italienisches Cembalo mit silbrigem Klang und der enigmatischen Signatur "F.A. 1677" zur Verfügung steht aus der Sammlung von Kenneth Gilbert.
Ein eigenes Genre bilden Frobergers sogenannte Elevationstoccaten. Sie erklangen auf der Orgel innerhalb der Eucharistie des römisch-katholischen Ritus während des Hebens der Hostie und bestechen mit einer innovativen freien Schreibweise voller harmonisch gewagter Fortschreitungen. Bob van Asperen wählte hierfür eine original erhaltene italienische Orgel aus Bologna.

Größen der Alten-Musik-Szene

Einen besonderen Höhepunkt bringt der niederländische Cembalist mit der Ersteinspielung zweier geistlicher Motetten für drei Vokalsolisten, zwei Violinen und Basso continuo im modernen venezianischen Stil. Sie haben sich innerhalb der berühmten Düben-Sammlung im schwedischen Uppsala erhalten und besitzen Parallelstellen in Frobergers ebenfalls italianisierenden Toccaten, wie van Asperen in seinem fundierten Booklet-Text bemerkt. "Apparuerunt Apostolis" preist mit jubelierender Tonmalerei plastisch das Pfingstgeschehen mit "zerteilten Feuerzungen", die den Aposteln erschienen sind. Interpreten sind Mieke van der Sluis, Sopran, John Elwes, Tenor, Klaus Mertens, Bariton, Lucy van Dael und Thomas Pietsch, Barockvioline sowie Wouter Möller, Barockcello. Allesamt Größen der Alten-Musik-Szene, die für diese Aufnahme schon 2002 zusammenfanden.

Leidenschaftlich und kenntnisreich

Mit Bob van Asperen, dem einstigen Schüler des großen Cembalo-Pioniers Gustav Leonhardt, steht der Froberger-Edition ein exzellenter Interpret zur Verfügung, der die Werke ebenso leidenschaftlich wie kenntnisreich vorträgt, geistreich und präzise. Phantastisch überbordende Claviermusik auf herrlichen historischen Tasteninstrumenten ist zu erleben: 17 Toccaten und die berühmte "Hexachord Fantasia" vereint diese CD. Damit findet diese mutige Gesamteinspielung nun, genau 400 Jahre nach Frobergers Geburt, einen glücklichen Abschluss. Und Johann Jacob Froberger, der Weltmann und "Chopin des 17. Jahrhunderts", der unter den Fürsten verkehrte und sich ebenso beim Kartenspiel mit dem Hauspersonal "in Fröhlichkeit die Zeit" vertrieb, so Herzogin Sibylla, wird in seiner ganzen Vielfalt wieder auf wertvollen historischen Originalinstrumenten für uns lebendig.

Johann Jacob Froberger: Toccaten und Motetten

17 Toccaten
"Hexachord Fantasia"
"Apparuerunt Apostolis", Motette
"Alleluia! Absorpta es mors", Motette

Mieke van der Sluis (Sopran)
John Elwes (Tenor)
Klaus Mertens (Bariton)
Lucy van Dael, Thomas Pietsch (Barockvioline)
Wouter Möller (Barockvioloncello)
Bob van Asperen (Cembalo, Orgel und Leitung)
Label: Aeolus

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