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"Lohengrin wollte nicht den Gral hüten, er wollte hinunter zu den Menschen" - dies ist ein Satz von René Kollo, der zeigt, dass er in seiner Karriere nicht trennen wollte zwischen E und U, zwischen der hehren und der vermeintlich leichteren Kunst.

1937 wird René Kollo in Berlin in eine Musiker-Dynastie geboren, interessiert sich zunächst für Dixieland und merkt dann aber doch, dass seine außergewöhnliche Stimme auf die Bühne gehört, auf die Opernbühne. Zum 80. Geburtstag des Tenors am 20. November hat die Deutsche Grammophon ein Doppelalbum veröffentlicht, mit seinen besten Aufnahmen, mit Wagner und Weber. Und mit Weill und Lehár. Natürlich ist der legendäre "Freischütz" unter Kubelik drauf, natürlich "Tristan" und "Tannhäuser", und Walther von Stolzing, in der Studioaufnahme von 1975 mit Georg Solti und den Wiener Philharmonikern.

Geradeheraus, ohne Furcht

1969 begann René Kollos Karriere mit einem fulminanten Steuermann bei den Bayreuther Festspielen, binnen 2 Jahren war er DER Wagner-Heldentenor, den man auf dem Grünen Hügel, in Berlin und im Rest des Landes fortan für seine Siegfrieds & Co. feiern sollte. "Sie sind der Tenor, auf den ich 40 Jahre gewartet habe", adelte Herbert von Karajan den eigensinnigen Sänger, der auch als Darsteller auf der Bühne das Publikum verzauberte. Und der sich dennoch seine Eigenheit bewahrte, trotzdem weiterhin Operette sang und seine künstlerische Meinung kundtat und das noch heute tut, geradeheraus, ohne Furcht, wie seine Bühnenfiguren.

Strahlende Stimme, perfekte Textverständlichkeit

Das Jubiläums-Album zum 80. Geburtstag kann bei einer so langen und vielfältigen Karriere wie der von René Kollo trotz 2 CDs nur ein Ausschnitt bleiben - aber es ist ein universaler und ein ehrwürdiger: Wer Kollo auf der Bühne erlebt hat, wer ihn kennt, seine jahrzehntelang intakt gebliebene strahlende Stimme, der Text perfekt zu verstehen, der kann Erinnerungen wachrufen, der kann sich den Kontext zu den Arien selbst rekonstruieren und genießen. Wer zu jung dafür ist, lernt hier einen Heldentenor kennen, der in 70er und 80er Jahren Maßstäbe gesetzt hat, an denen sich noch heute die Florestans und Stolzings messen lassen müssen. Hohe Hürden…

Kurz: ein Album zum Feiern, Gratulation!

Sendung: "Leporello" am 29. November 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK