Angefangen hat alles mit einem Manuskript. "Suonate a Quattro" sind die insgesamt zwölf Werke eines gewissen Domenico Gallo überschrieben. Aufgespürt hat sie Reinhard Goebel. Als der Mastermind der Musica Antiqua Köln sein Ensemble wegen einer Erkrankung seiner linken Hand auflösen musste, reichte er die Partitur weiter an seinen Kollegen Raimar Orlovsky von der Originalklanggruppe "Concerto Melante".
Bildquelle: deutsche harmonia mundi
CD-Tipp - 28.05.15
Der CD-Tipp zum Nachhören!
Über Domenico Gallo ist nur sehr wenig bekannt. Geboren vermutlich um 1730 in Venedig, war er wohl vor allem für seine geistliche Musik bekannt. Ganz gezielt stellte sich Domenico Gallo der seinerzeit in Venedig übermächtigen virtuos-schillernden Modemusik von Antonio Vivaldi entgegen. Er orientierte sich eher an der neapolitanische Schule von Francesco Durante. Keine glanzvollen Concerti grossi, sondern altmodischer Kontrapunkt in der Traditionslinie der italienischen Kirchenmusik.
Aber Domenico Gallo ist auch ein Kind seiner Zeit. So findet sich in den durchgehend viersätzigen Sonaten eine eigenartig faszinierende Mischung: die geradezu vorbildlich gelehrte Schreibweise ist durchdrungen von einer empfindsamen Eleganz, die tatsächlich schon ganz leise den frühen Mozart erahnen lässt. Ein deutlich ausgeprägter Personalstil fehlt diesen Werken. An dessen Stelle tritt eine Musik, die gerade durch ihre Uneinheitlichkeit variantenreich ist und voller Abwechslung steckt. Die oft überraschenden Wendungen arbeitet das Ensemble "Concerto Melante" plastisch heraus und folgt den Stimmungswechseln agil und mit beeindruckender technischer Souveränität.
Bei Concerto Melante klingen diese damals unzeitgemäßen Kompositionen kein bisschen angestaubt oder überholt. Im Gegenteil, glasklar und präsent forschen die Musikerinnen und Musiker den vielen versteckten Details in Domenico Gallos Musik nach und lassen sie ganz unprätentiös aufblühen, ohne dabei das große Ganze aus dem Auge zu verlieren. Reinhard Goebel hatte recht: nicht nur was die Qualität dieser hier zum ersten Mal auf 2 CDs eingespielten Stücke angeht – sondern auch, wem er sie anvertraut hat.
Concerto Melante
Label: deutsche harmonia mundi