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CD - Francesco Geminiani Concerti grossi op. 7

Sein Geigenspiel muss unvergleichlich gewesen sein – wenn er denn spielte, denn Francesco Geminiani machte sich gerne rar. Seinen Ruhm als Komponist erwarb sich der Italiener mit seinen frühen Sonaten und Concerti, gleich nachdem er nach London kam. Hier war der italienische Stil hochangesagt und bald wurde Geminianis Name in einem Atemzug genannt mit Händel und Corelli. Seine späteren Concerti grossi op. 7 wurden und werden aber vernachlässigt und kaum gespielt. Umso dankenswerter, dass ein renommiertes Ensemble wie Café Zimmermann dieser hörenswerten Musik jetzt eine CD widmet.

Bildquelle: Alpha Classics

Der CD-Tipp zum Anhören

Der Stern Geminianis begann nach etwa zehn Jahren allmählich zu sinken. Der Stilwandel kündigte sich an, und er passte so recht in keine Schublade. Hatte sich Geminiani erfolgreich als Corelli-Schüler eingeführt, entwickelte er sich nun zunehmend in eine eigene Richtung. Allerdings ganz anders als es der Zeitgeist wollte. Er verfolgte seinen Hang zur Unregelmäßigkeit, wo sich doch gerade die klaren Strukturen begannen auszuprägen, die dann in die Wiener Klassik münden sollten.

Vorbildliche Klangkultur

Gerade mit den Konzerten op. 7 verwirklichte Geminiani hochambitioniert seine Ideen und Vorstellungen von Musik und versuchte, allerdings vergeblich, das Ruder herumzureißen. Für uns heute sind es gerade die Abweichungen von der Norm, die diese sechs Concerti grossi so interessant machen. Café Zimmermann trifft mit seinem geschmackvollen Spiel sehr gut den Tonfall für diese Musik an der Epochenwende Mitte des 18. Jahrhunderts. Es wird viel Wert auf Klangkultur gelegt, das genaue Gegenteil von der bewusst eingesetzten Ruppigkeit, die sich manche Originalklangensembles auf die Fahne geschrieben haben.

Musikalische Durchhörbarkeit

Die Phrasierung wirkt insgesamt sehr durchdacht, was auf der einen Seite den geschlossen-geschmeidigen Gesamtklang unterstützt, andererseits aber auch für eine sehr musikalische Durchhörbarkeit sorgt. Denn Geminiani trennt die vier plus vier Stimmen nicht streng im Sinne von Concertino und Tutti, sondern verwendet diese insgesamt acht Stimmen oft frei und in vielfältigen Kombinationen. Von Zeitgenossen wurde Geminiani immer wieder vorgeworfen, er hätte Schwächen bei der rhythmischen Akzentuierung. Aus seinen Lehrwerken kann man schließen, dass dies durchaus beabsichtigt war. Es sind gerade die hervorstechenden, außergewöhnlichen Modulationen, die auch melodische Verläufe und die Gesamtform bestimmen. Die Concerti op. 7 sind zwar inhomogen, aber gerade deswegen so reichhaltig, es gibt viel zu entdecken. Eine Reise, die zusammen mit dem Ensemble Café Zimmermann zu einer echten Genuss-Tour wird.

Francesco Geminiani: Concerti grossi op. 7

Café Zimmermann

Label: Alpha Classics

Sendung: "Leporello" am 12.10.2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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