Barthold Heinrich Brockes war ein bedeutender Dichter der Aufklärung. Georg Friedrich Händel vertonte neun seiner Gedichte kongenial. Die Batzdorfer Hofkapelle macht daraus ein irdisches Vergnügen voller Sinnlichkeit.
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Der CD-Tipp zum Nachhören
Georg Friedrich Händel - Neun deutsche Arien
Barthold Heinrich Brockes wird heute kaum noch gelesen. Dabei ist der 1680 in Hamburg geborene Brockes ein bedeutender deutscher Dichter an der Schwelle vom Barock zur Aufklärung. Sein Hauptwerk ist die damals vielgelesene und weitverbreitete Gedichtsammlung "Irdisches Vergnügen in Gott" - eine Huldigung an die Natur und die Schöpfung aus barocker Weltsicht. Sie erschien ab 1721 und wuchs bis zu Brockes Tod 1747 auf neun Bände an.
Als Georg Friedrich Händel 1724 in London den ersten Band des "Irdischen Vergnügens" in die Hand bekam, war er sofort inspiriert. Der Komponist und der Dichter waren seit gemeinsamen Studienzeiten in Halle befreundet. Und wie Telemann, Keiser und Mattheson hatte auch Händel bereits 1716 Brockes berühmtes Passionsoratorium vertont. Jetzt wählte er neun der Gedichte aus und vertonte sie für Singstimme, obligates Melodieinstrument und Basso continuo im Stile der italienischen Solokantate. Wie nicht anders zu erwarten: kongenial und sinnlich. In "Singe Seele, Gott zum Preise" etwa wird in einem virtuosen Wechselspiel von Gesang und Geige enthusiastisch gelobt und gepriesen.
Aus dem typisch-barocken Memento mori-Gedicht "Die ihr aus dunklen Grüften den eitlen Mammon grabt" macht Händel kein melancholisches Gedenken an die Sterblichkeit, sondern ein eher hoffnungsvolles mit aufsteigender Melodik. Und in "Flammende Rose, Zierde der Erden" wird die Pracht der Natur durch heitere Koloraturen ausgedrückt.
Die Brockes-Vertonungen werden von der Alte Musik-Expertin Marie Friederike Schöder mit ihrem warmen, unangestrengten Sopran einfühlsam und ohne störendes Vibrato interpretiert. Begleitet wird sie dabei von der renommierten Batzdorfer Hofkapelle, die ihr mit der Oboistin Xenia Löffler und dem Geiger Daniel Deuter zwei namhafte und gleichrangige Instrumentalsolisten an die Seite stellen. Gemeinsam bereiten sie aus Händels "Neun deutschen Arien" in der Tat ein irdisches Vergnügen.
Georg Friedrich Händel
Neun deutsche Arien
Marie Friederike Schöder (Sopran)
Batzdorfer Hofkapelle, Xenia Löffler (Oboe), Daniel Deuter (Geige)
Label: Accent
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 27. August 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK