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CD - Georg Friedrich Händel Erfrischende Wassermusik

"Die besten Sachen haben wir uns sehr lange aufgehoben. Bei der "Wassermusik" hat's 35 Jahre gedauert! Mit den neuen Erkenntnissen war die Zeit reif, und wir wollten es unbedingt machen", so Georg Kallweit, Konzertmeister der Akademie für Alte Musik Berlin. Die "neuen Erkenntnisse" sind die der Halleschen Händel-Ausgabe.

Bildquelle: harmonia mundi

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Ob wohl der Mond über der Themse stand? War die königliche Barke mit Fackeln oder Laternen beleuchtet oder beidem? Saßen die Musiker in einem Boot oder in mehreren? Wie gut konnte man die Musik wohl am dunklen Ufer hören, vermischt mit dem Gluckern des Stromes, dem Rauschen des Windes in den Bäumen? Und: War es nun eigentlich am 22. August 1715 oder am 17. Juli 1717? Vieles bleibt unklar an den Umständen dieser Uraufführung. Fest steht immerhin der Monarch, zu dessen Ehren das Ganze stattfand, Georg I. aus dem Haus Hannover, seit 1714 König von Großbritannien und Irland. Fest steht der Komponist, a weird guy, ein in London lebender Sachse namens Georg Friedrich Händel. Und fest steht der Titel: Die Wassermusik.

Gassenhauer und Lebens-Musik

Seltsam: Seinerzeit war die Wassermusik nicht viel mehr als eine Gelegenheitsarbeit, heute hingegen ist sie eine von Händels berühmtesten Kompositionen. Seltsam? Aber nein doch. Denn hier ist wie in einem Destillat alles versammelt, was das Genie ihres Schöpfers ausmacht: Schmissige Melodien, subtile Harmonien, mitreißende Rhythmen, süffig und tiefempfunden, nobel und heißblütig, jubelnd und wehmütig, Gassenhauer und Lebens-Musik. Das ganze Mensch-Sein eines lauen Sommerabends. Eine der schönsten, wahrsten Festmusiken des Spätbarocks.

Die Zeit war reif

"Die besten Sachen haben wir uns sehr lange aufgehoben. Bei der "Wassermusik" hat's 35 Jahre gedauert! Mit den neuen Erkenntnissen war die Zeit reif, und wir wollten es unbedingt machen", so Georg Kallweit, Konzertmeister der Akademie für Alte Musik Berlin. Die "neuen Erkenntnisse" sind die der Halleschen Händel-Ausgabe. Die Quellen-Lage zur Wassermusik ist komplex und widersprüchlich -so also könnte es am ehesten gewesen sein. Das Rad wird damit nicht neu erfunden, aber das eine oder andere abweichende Detail bricht die Hör-Routine und erfrischt das Ohr.

Zirzenisch virtuos

Viel wichtiger aber: Man glaubt den Musikern der Akademie für Alte Musik dieses "Unbedingt-machen-Wollen" in jedem Takt.  Leidenschaftlich und frisch ist diese Wassermusik, dynamisch reich nuanciert, plastisch bis in die  feinsten polyphonen Verästelungen, voll federnden Elans, zirzenisch virtuos von den unglaublichen Hörnern bis zum schnarrenden Kontrafagott, mit fünf Worten: beseelt von Können und Lust. Ob es die zweihundertste Neueinspielung der Wassermusik wirklich brauchte? Die Akademie für Alte Musik Berlin hat einige ziemlich schlagende Argumente, dass ja. Die Zeit war reif.

Georg Friedrich Händel: Wassermusik

Georg Friedrich Händel
Akademie für Alte Musik Berlin
Label: harmonia mundi

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