Salzburg war im 17. Jahrhundert eine der reichsten Städte der Welt. Die Salzbergwerke spülten Geld in die Kassen des Fürsterzbischofs, goldene Pokale und silberne Gewänder zeugten von Macht und Überfluss - und vor allem der nagelneu erbaute Salzburger Dom, Stolz der ganzen Stadt und Schauplatz prunkvoller Feste. Wenn dort drinnen von den vier Emporen rund um die riesige Kuppel mehrere Chöre gleichzeitig sangen und einander zuriefen, dann konnte man sich ins himmlische Jerusalem versetzt fühlen, wo die Engel von den Türmen herab den Frieden verkünden.
Bildquelle: Audite
Solch plastische Klangeffekte sind die große Stärke der fünfchörigen "Missa in labore requies", die Georg Muffat für den Salzburger Dom komponiert hat. Muffat stammte aus den französischen Alpen und war nach Studienjahren in Paris und Ingolstadt 1678 als Hoforganist nach Salzburg gekommen. Dort war er die Nummer zwei hinter Kapellmeister Heinrich Ignaz Franz Biber, dessen berühmte 53-stimmige Monumentalmesse alles andere in den Schatten zu stellen scheint. Allerdings: Muffat kann mit seinem Konkurrenten erstaunlich gut mithalten. Seine Messe ist mit 24 Stimmen gerade mal halb so groß besetzt wie die von Biber, entfaltet aber eine vergleichbare Klangpracht. Muffat weiß mit klug kalkulierten Steigerungen zu fesseln, demonstriert sein kontrapunktisches Können und ist sich doch nicht zu schade, sich auch mal mit einer eingängigen Melodie einzuschmeicheln. Wie Muffat den Text musikalisch prägnant nachmodelliert, hat noch Joseph Haydn fasziniert, aus dessen Nachlass die einzige erhaltene Abschrift der Messe stammt.
Die Sänger der Cappella Murensis auf zwei gegenüber liegenden Emporen, Les Cornets noirs mit ihren Zinken und Posaunen auf der dritten Empore, das Trompetenconsort Innsbruck auf der vierten, und die Streicher unten vor dem Altar: In der Schweizer Klosterkirche Muri kommt die Musik wie im Salzburger Dom aus allen vier Himmelsrichtungen, und das klingt nicht nur opulent, sondern auch transparent. Dirigent Johannes Strobl steht in der Mitte zwischen den Kirchenbänken und hat seine bunt im Kirchenraum verteilten Stars fest im Griff, etwa die Sopranistin Miriam Feuersinger, die Geigerin Amandine Beyer oder die exzellenten Zinkenisten Gebhard David und Frithjof Smith. Mit einer starken Ensembleleistung bringen sie Muffats Messe zum Glänzen: ein facettenreich schimmerndes Juwel aus der prall gefüllten Schatzkammer der Salzburger Fürsterzbischöfe.
sowie Instrumentalwerke von Antonio Bertali, Heinrich Ignaz Franz Biber und Johann Heinrich Schmelzer
Cappella Murensis
Les Cornets noirs
Trompetenconsort Innsbruck
Leitung: Johannes Strobl
Label: audite