George Martin: ein Name, den nicht nur Beatles-Fans kennen. Aber tatsächlich war dieser George Martin der "Entdecker" oder zumindest deren Mit-Erfinder. Derselbe George Martin, der als Produzent die Beatles zu Weltstars machte, war auch Musiker, Komponist und Arrangeur. Und genau dieser Seite des 2016 verstorbenen "fünften Beatle", wie ihn die Medien gerne nennen, widmet sich jetzt erstmals eine CD. Sie wurde eingespielt vom Berlin Music Ensemble unter der Leitung von Craig Leon, einem Kenner von George Martins kompositorischem Schaffen.
Bildquelle: Atlas Realisations
Der CD Tipp zum Anhören
Der Soundtrack zum Beatles-Streifen "Yellow Submarine" anno 1968 war George Martins erste große Filmmusik. Unter dem Titel "Pepperland Suite" ist sie auch das erste Stück des vorliegenden Albums und verrät einiges über den Eklektiker George Martin, der lebenslang ein Fan Debussy'scher Musik war, aber gleichzeitig auch für Hitchcocks Hauskomponisten Bernard Herrmann schwärmte und ein Faible hatte für Schostakowitsch und Prokofjew. Die Popmusik nicht zu vergessen. All diese Elemente werden hörbar in seiner Musik zum Zeichentrickfilm "Yellow Submarine", der als psychedelisches Popmärchen Filmgeschichte schrieb.
Zwischen "U" und "E"
Fünf Jahre später entstand George Martins Soundtrack zum James Bond-Streifen "Live and let die", für dessen Titelsong Beatles-Mitglied Paul McCartney höchstpersönlich verantwortlich zeichnete. Aber die eigentliche dramatische Musik zur Handlung stammt von George Martin - und ist wiederum inspiriert von den unterschiedlichsten Musikstilen zwischen "U" und "E".
Inspirationen vom Barock
Der künstlerische Spiritus Rector dieser Ersteinspielungen ist Craig Leon, der, ähnlich wie George Martin selbst, auf ein ausgesprochen breit gefächertes Repertoire verweisen kann und sich zusammen mit dem "Berlin Music Ensemble" spezialisiert hat auf Film- und Fernsehmusik und zeitgenössisches Repertoire. 2011 gegründet, setzt sich das Ensemble zusammen aus Musikern der Deutschen Oper, der Berliner Philharmoniker und weiterer renommierter Klangkörper. Während der Vorbereitung auf dieses Projekt fielen Craig Leon auch die bis dahin unbekannten Noten des einer barock inspirierten Komposition mit dem Titel "Belle Étoile" in die Hände. Sie ist hier erstmals zu hören.
Unbedingt hörenswert
Ein weiteres Schmankerl findet sich am Ende dieser CD: George Martins Skizzen zu Roland Joffés berühmtem Film "The Mission" mit Jeremy Irons und Robert De Niro in den Hauptrollen. Dessen Soundtrack wurde schließlich von Ennio Morricone geschrieben und gilt inzwischen als legendär. Aber offenbar war auch George Martin hier im Rennen gewesen, wie die Erstveröffentlichung seiner "Mission Chorales" verrät: Chorstücke von ausgesprochen sakraler Prägung und ein Oboenthema ganz im barocken Gestus, das zwar nicht heranreicht an Morricones im Film verwendetes Opus, aber dennoch unbedingt hörenswert ist.
Berlin Music Ensemble
Leitung: Craig Leon
Label: Atlas Realisations
Sendung: "Leporello" am 28. November 2017 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK