BR-KLASSIK

Vier Trompeten, drei Posaunen, zwei Hörner, eine Tuba plus ein Schlagzeuger: hinter dieser Besetzung verbergen sich German Brass; ein Blechbläser-Ensemble, das lange schon zur Weltspitze zählt und hierzulande gerne auch als "Nationalmannschaft der Blechbläser" bezeichnet wird. Denn die Musiker kommen entweder aus einem der großen Orchester wie z.B. Berliner Philharmoniker oder bekleiden eine Professur an einer der wichtigen deutschen Musikhochschulen. Auch im Bayerischen Rundfunk waren sie bereits mehrfach zu Gast, davon zweimal auf Einladung des Chores des BR.

Laut spielen - das können Viele. Aber die intime Satzdichte wie beispielsweise in der Bearbeitung von Johann Sebastian Bachs "Siciliano" hat wohl nur ein Ensemble wie German Brass zu bieten. Das gilt auch für die Adaption von Bachs "Ich ruf zu Dir, Herr Jesu Christ", das einzige dreistimmige Choralvorspiel aus dem "Orgelbüchlein" - mit dem die Herren Brass-Virtuosen selbstverständlich genauso frei schalten und walten wie mit allen anderen Vorlagen.

Brass-Feuerwerks

Arrangeur des überwiegenden Anteils aller hier dargebotenen Barock-Titel ist der aus Montevideo stammende Posaunist Enrique Crespo. Dabei ist er, wenngleich 1974 eines der Gründungsmitglieder von German Brass, inzwischen gar nicht mehr aktiv mit dabei, seit es vor einigen Jahren zum internen Streit um die Markenrechte kam. Aber er tritt auch bei dieser Produktion verstärkend in Erscheinung, etwa im reich besetzten Schlussstück dieser Doppel-CD, das als Finale dieses fast zweistündigen Brass-Feuerwerks den augenzwinkernden Titel trägt: "Es ist genug".

Veritable Entdeckung

Apropos "Feuerwerk": nicht nur Bach-Bearbeitungen werden hier in Hochglanzfassung dargeboten, sondern auch solche von Telemann, Vivaldi, Jean Philippe Rameau und eben: Georg Friedrich Händel, dessen "Feuerwerksmusik" die zweite der beiden CDs eröffnet. Auch eine veritable Entdeckung ist, neben allen weithin bekannten Titeln, auf dieser Neueinspielung von German Brass zu finden, und zwar das Concerto in D-Dur des Engländers John Baston. Geboren im selben Jahr wie Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel, war dieser barocke Zeitgenosse als Theatermusiker tätig und hinterließ im wesentlichen nur "Sechs Konzerte", in deren Zentrum die Blockflöte steht.

Bravour und Leichtigkeit

Oberste Zielsetzung von German Brass war und blieb stets, dass auch Klassik-Kenner trotz der Übertragung von Werken auf andere Instrumente keinen Augenblick lang das Original vermissen sollen. Im Zeitalter von Originalklang und historischer Aufführungspraxis eine echte Herausforderung! Das neue Album allerdings meistert diese Zielsetzung mit Bravour und scheinbarer Leichtigkeit.

Sendung: "Leporello" am 19. Oktober 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK