BR-KLASSIK

Das Telemann-Jahr 2017 wirft seine Schatten voraus. Tatsächlich gab es in der umfangreichen Diskographie von Il Giardino Armonico bislang noch keine CD, die sich komplett dem norddeutschen Meister widmet. Ein paar vereinzelte Werke hier und da, meist eingebunden in thematische Zusammenhänge, mehr nicht. Dabei steht die markante Musizierhaltung den nun eingespielten Telemann'schen Flötenkonzerten ganz ausgezeichnet.

Chef-Giardiniere Giovanni Antonini stellt als Solist wieder einmal unter Beweis, dass wahrer instrumentaler Ausdruck weit über bloße Virtuosität hinausgeht. Eigentlich eine Binsenwahrheit, dennoch nicht selbstverständlich. Antonini verkörpert in Person die Charakteristika des Ensembles: Da ist an erster Stelle die Tonbildung selbst als unmittelbarstes musikalisches Gestaltungsmittel. Das organische Ausspielen der souverän verinnerlichten, reichhaltigen Artikulationsmöglichkeiten inklusive Verzierungstechniken erzeugt eine beinahe greifbare Plastizität.

Traumwandlerische Sicherheit des Ensembles

Auch das Verschmelzen von Solo-Instrument und Ensembleklang könnte natürlicher nicht sein. Überhaupt spielt Il Giardino Armonico mit einer traumwandlerischen Sicherheit zusammen. Man hat das Gefühl, die Gruppe wird wie ein großer Wein mit den Jahren immer besser. Neben der bekannten Orchestersuite in A-Moll mit Solo-Altblockflöte sowie zwei weiteren Konzerten, findet sich auf der CD noch eine Rarität: Bei der Sonata für zwei Chalumeaux, Violine und Continuo kommen auch Spezialisten auf ihre Kosten, die auf der Suche nach - zumindest für uns heute - ungewöhnlichen instrumentalen Farben sind: Beim Holzblasinstrument Chalumeau handelt es sich um einen Vorläufer der Klarinette.

Eher Geste als Schönspiel

Dieser urwüchsig-musikantische Drive, der anfangs oft als ruppig empfunden wurde, diese Haltung, musikalischen Ausdruck viel mehr als klangsinnige Geste denn reines Schönspiel aufzufassen, damit schrieb Il Giardino Armonico vor gut 30 Jahren Geschichte. Georg Philipp Telemann kombinierte französische und italienische Stilelemente zu einem "vermischten Geschmack". Klar, welche Seite den Mailändern besonders liegt. Telemanns Musik gewinnt eine ungekünstelte Dynamik, wie man sie sonst selten zu hören bekommt.