BR-KLASSIK

Der Zink-Virtuose Adrien Mabire hatte einen Traum: eine Expedition in die Vergangenheit wollte er unternehmen. Losziehen in die ferne Welt der italienischen Renaissance, um dort einen Schatz zu heben. Den Weg dorthin hatte er bei den erfahrensten Meistern seiner Zunft genau studiert, und nun warb er Söldner an, um den Schatz zu bergen - nicht irgendwelche, nur die besten durften es sein. Der Flötist François Lazarevitch war dabei, selbst ein erfahrener Expeditionsleiter, die famose Geigerin Sandrine Dupé, oder auch Elsa Franck, die das geheimnisvolle Bassanello mitbrachte, eine zauberhafte Mischung aus Schalmei und Oboe. Zu acht brachen sie schließlich auf und nannten sich die "Söldnergilde" - "La Guilde des Mercenaires".

Besondere Instrumentalstücke

Der Schatz hatte bislang nur im Verborgenen geschimmert. Sicher, die Eingeweihten hatten den Namen Giovanni Bassano schon einmal gehört, aber die meisten zuckten doch ratlos mit den Schultern, wenn Adrien Mabire mit glänzenden Augen von der Musik dieses venezianischen Kornettisten schwärmte. Denn viele Spuren hatte der mysteriöse Bassano nicht hinterlassen. Am Markusdom scheint er die graue Eminenz unter den Instrumentalisten gewesen zu sein, auf Du und Du mit Gabrieli und Monteverdi, damals um 1600. Ein Lehrbuch über die Kunst der Ornamentierung hatte er verfasst - aber was sollte daran schon aufregend sein? Doch unbeirrt beharrte Adrien Mabire darauf: die Ricercari aus diesem Buch, einstimmige Instrumentalstücke ohne jede Begleitung, ernst und verspielt zugleich, sind etwas ganz Besonderes.

Aufnahme in Saint Rémi

Und tatsächlich: Nachdem die "Söldner" den Schatz unter sich aufgeteilt hatten und jeder sein eigenes Ricercar poliert hatte, nachdem auch Bassanos dreistimmige Fantasien in den verschiedensten Instrumentalkombinationen glänzten und seine Bearbeitungen von Renaissance-Liedern mit frischen Farben angestrichen waren - da begannen die Zeugen einer versunkenen Epoche wieder zu sprechen. Manche behaupten sogar, erst durch den Einsatz der Söldner, ihre Ernsthaftigkeit, ihr klangsinnliches Spiel, ihre ausdrucksvolle Virtuosität, und im Licht der Kirche Saint Rémi südlich von Paris, wo die Aufnahme stattfand, sei der Schatz wirklich zu einem Schatz geworden. Wie dem auch sei, der Zinkenist Adrien Mabire hat sich seinen Traum erfüllt. Und das Ergebnis klingt - einfach traumhaft.