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CD - Goodman-Bordenave Quintet "Inverted Forest"

Der eine ist Amerikaner, der andere Franzose – beide leben sie in München. Als der Gitarrist Geoff Goodman Mitte der 80er Jahre aus New York nach Deutschland kam, war der Saxophonist Matthieu Bordenave noch ein Kind. Trotz des Generationsunterschiedes passen die durchaus heterogenen musikalischen Vorlieben der beiden Bandleader gut zueinander.

CD-Cover: Goodman-Bordenave Quintet - "Inverted Forest" | Bildquelle: Double Moon Records

Bildquelle: Double Moon Records

CD-Tipp 14.09.2015

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Zum rätselhaften Titel ihres CD-Debüts kommt es, weil Geoff Goodman gerne liest. Nach einer Kurzgeschichte von J.D.Salinger aus dem Jahr 1947 ist es benannt. "The Inverted Forest" wird darin als ein großer Wald, der auf dem Kopf steht, beschrieben, mit unterirdischem Blätterwerk. Für Geoff Goodman klingt das nach einer Metapher für ein spirituelles In-Sich-Gehen und die Abkehr vom äußerlichen Chaos. Im Titelstück macht er die Gegensätze hörbar durch den Kontrast einer wunderbar getragenen Melodie im Legato über einem nervös expressiven Rhythmus.

Respekt und Witz

Etliche der Stücke auf dem Album, die fast alle Geoff Goodman geschrieben hat, leiten sich von der Jazztradition der 40er und 50er-Jahre ab. Die reflektiert das Quintett mit Respekt und Witz. Es wird lustvoll geswingt und traumverloren geschwebt in dieser, vom Freigeist solcher Stilisten wie Fats Waller oder Thelonious Monk durchwehten Musik. Um die Hommagen an vergangene Tage auch wirklich abheben zu lassen, braucht es starke Soli. Die werden auch von dem Posaunisten Gerhard Gschlößl, dem Bassisten Andreas Kurz und dem Schlagzeuger Bastian Jütte geliefert. Mit ihnen können Goodman und Bordenave so das Idiom neu durchdeklinieren. Die Band bewegt sich auf dem Album aber auch noch in ganz andere Richtungen - stilistisch und stimmungsmäßig. Wenn zum Beispiel ein von Südseeklängen inspirierter Bolero in eine komplett neue Klangwelt entführt. Das ist ein drastischer Bruch, den man aber gerne hinnimmt, weil er in ein harmonisches Entspannungsbad führt.

Breit aufgestellte Musikalität

Auch an anderen Stellen wird klar, dass es bei diesem Album nicht darum geht, auf eine bestimmte Stilistik oder Spielhaltung abzuheben. Hier ist eine künstlerische Persönlichkeit mit vielen Facetten am Werk – die des Gitarristen Geoff Goodman. Wer seine Bands und Projekte der letzten 30 Jahre kennt, weiß um sein tiefes Interesse an der ganzen Welt der Musik, seine Liebe zur Jazztradition wie zum Experiment, zum erdigen Blues und auch zu dessen psychedelischer Aufarbeitung. Und etwas von dieser breit aufgestellten Musikalität spiegelt sich nun auch auf dem neuen Album.

Ein atmosphärisches Album

Dabei ist die ganze Einspielung nicht auf Perfektion getrimmt. Es gibt durchaus ein paar raue Kanten oder einen kleinen Ausrutscher hie und da, aber das erinnert dann an viele historische Jazzaufnahmen, die Maßstäbe gesetzt haben, wo das auch der Fall ist, und wo die kleinen Unschärfen der großen Aussage wenig schaden - im Gegenteil. Dies hier ist ein starkes, atmosphärisches Album, dessen Macher sich hörbar nicht um Trends scheren. Wer darauf Lust hat, kommt auf seine Kosten.

Goodman-Bordenave Quintet: "Inverted Forest"

Matthieu Bordenave (Saxophone)
Gerhard Gschlößl (Posaune)
Geoff Goodman (Gitarre)
Andreas Kurz (Bass)
Bastian Jütte (Schlagzeug)
Label: Double Moon Records

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