BR-KLASSIK

Ein Drame lyrique mit dem Titel "Cinq-Mars"? Das ist der Eigenname eines Marquis, der in diesem Stück sein Leben lässt. Behandelt wird eine Episode aus der französischen Geschichte, 17.Jahrhundert. Ein Komplott soll die absolutistische Macht von Kardinal Richelieu am Hof des Louis Treize beenden, doch die Verschwörer um den Marquis de Cinq-Mars werden entdeckt und verurteilt. Als Anregung zur Komposition diente der erste große historische Roman Frankreichs: "Cinq-Mars" von Alfred de Vigny.

Die Uraufführung der Oper 1877 stellte für die besseren Kreise in Paris ein gesellschaftliches Ereignis dar: Glaubt man der zeitgenössischen Presse, so hatten 10.000 Kartenanfragen die Opéra-comique erreicht. Bei der Premiere mussten einige Gesangsnummern wiederholt werden - wie bei Publikumserfolgen damals üblich. Die Zeitungskritiker schwärmten von Gounod: "Welche Leidenschaft in dieser enthusiastischen Seele, welcher Esprit in diesem gallischen Kopf und welche Gewandtheit in diesem Handwerksmeister! Unbestreitbar einer der fähigsten Musiker unserer Zeit!"

Stimmlich und orchestral exquisit

Die Sopranistin Véronique Gens hat ihre Fans schon mit französischem Barockrepertoire von Lully über Marais bis Rameau begeistert, Freunde des Kunstlieds mit Fauré, Debussy und Poulenc, auch Berlioz. Eine gewisse Princesse Marie de Gonzague, musikalisch konturiert von Gounod, gehörte bisher nicht zu ihrem Repertoire. Véronique Gens adelt die Figur durch ihre exquisite Stimmfarbe, und was Artikulation, Phrasierung, Atemtechnik anbelangt, wirkt sich jederzeit positiv aus, dass die Sängerin eine am Barock geschulte und daher auf Linie bedachte Musizierhaltung verinnerlicht hat. Der Tenor Mathias Vidal ist im Januar 2015 beim Sonntagskonzert im Münchner Prinzregententheater kurzfristig eingesprungen - er meistert die Herausforderung der Titelpartie mit fabelhafter Textverständlichkeit. Und Ulf Schirmer weiß sein Münchner Rundfunkorchester präzise auf das geforderte Idiom einzuschwören.