"Great Singers live" – so hieß eine Box mit 6-CDs, die zum 60jährigen Bestehen des Münchner Rundfunkorchesters erschienen ist. Als danach eine CD "Great Wagner Voices – Große Wagner-Stimmen" herauskam, war es nur eine Frage der Zeit, bis "Great Verdi Voices – Große Verdi-Stimmen" folgen würden. Jetzt ist es soweit.
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CD-Tipp 26.01.2016
Der CD-Tipp zum Nachhören!
Neil Shicoff als Ernani: Er singt eine von fünfzehn ausgewählten Verdi-Arien, die zwischen 1962 und 1984, überwiegend im Kongresssaal des Deutschen Museums München erklangen: und wie! Der CD-Titel "Great Voices – Große Stimmen" lenkt die Erwartungshaltung und hält diesmal wirklich, was er verspricht! An Tenören geben sich auch José Carreras und Nicolai Gedda die Ehre, Franco Bonisolli, Wladimir Atlantow – und Carlo Bergonzi, der Mann für die perfekte Phrasierungskunst.
Es sind wahrhaftig keine leichten Aufgaben, die Verdi seinen Sängern stellt. In der vorliegenden Auswahl von konzertanten Sternstunden ist kein Interpret dabei, dem auch nur die geringste Mühe anzumerken wäre. Julia Varady zum Beispiel hat in München eine zentrale Wirkungsstätte gefunden, an der Bayerischen Staatsoper, hat nebenbei aber ab und zu auch beim BR gern gastiert, etwa als Lady Macbeth.
Was bei der einen Sopranstimme das furiose Forte, ist bei der anderen das ätherische Pianissimo! Das Prädikat "Große Stimme" trifft auch auf Margaret Price zu, ihr Trumpf war ein inniger, unwiderstehlicher Glockenklang in der Höhe. In der CD-Reihe "Great Singers live" wurde der Waliserin schon ein ausführliches Porträt gewidmet. So gesehen, ist eine der Aida-Arien jetzt und hier eine Art Zugabe.
Es ist der künstlerische Reifeprozess Verdis, der sich mit dieser CD nachvollziehen lässt. Die Arien starten beim Jugendwerk "Ernani", enden beim Alterswerk "Falstaff": Für den Komponisten liegen rund fünfzig Jahre dazwischen! Die Chronologie bleibt gewahrt, über "Macbeth" zum "Corsaro", "Rigoletto", "Trovatore", "Traviata" zum "Ballo", "Don Carlo" und "Aida" bis "Otello". Wie gesagt: Gesungen wird auf erlesenem Niveau, und das Münchner Rundfunkorchester zeigt seine rasante Entwicklung seit den 60er-Jahren: Auf die Kunst, sängerfreundlich zu agieren, verstand es sich schon immer, und auch des typischen Verdi-Idioms war es immer schon mächtig.
Giuseppe Verdi:
Arien aus "Ernani", "Macbeth", "Il Corsaro", "Rigoletto", "Il Trovatore", "La Traviata", "Un Ballo in maschera", "Don Carlo", "Aida", "Otello" und "Falstaff"
Leontyne Price (Sopran, Elvira)
Julia Varady (Sopran, Lady)
Anneliese Rothenberger (Sopran, Violetta)
Arleen Auger (Sopran, Oscar)
Sena Jurinac (Sopran, Elisabetta)
Margaret Price (Sopran, Aida)
Neil Shicoff (Tenor, Ernani)
José Carreras (Tenor, Corrado)
Nicolai Gedda (Tenor, Herzog von Mantua)
Carlo Bergonzi (Tenor, Manrico)
Franco Bonisolli (Tenor, Manrico)
Wladimir Atlantow (Tenor, Otello)
Piero Cappuccilli (Bariton, Rigoletto)
Renato Bruson (Bariton, Père Germont)
Giuseppe Taddei (Bariton, Falstaff)
Chor des Bayerischen Rundfunks
Münchner Rundfunkorchester
Leitung:
Carlo Franci
Heinz Wallberg
Lamberto Gardelli
Kurt Eichhorn
Hermann Hildebrandt
Arnold Quennet
Giuseppe Patané
Horst Stein
Label: BR-KLASSIK