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CD - Jordi Savall "Guerre & Paix" 1614 - 1714

Die Musik, die er so liebt und so wunderbar zum Leben zu erwecken weiß, wie nur Wenige, ist in aller Regel hunderte von Jahren alt. Aber die Themen, die Jordi Savall mit musikalischen Mitteln anschneidet und umkreist, könnten zeitloser und aktueller nicht sein.

Bildquelle: AliaVox

CD-Tipp vom 28. Februar 2015

"Guerre & Paix" 1614 - 1714

Kaum ein anderer Musiker stellt die Werke längst vergangener Epochen so überzeugend in ihren historischen Kontext, wie Savall dies tut. Und kein anderer verknüpft diese historisch-musikalischen Bilderbögen so dringlich mit einer aktuellen Botschaft. Savalls jüngstes Projekt mit dem Titel "Krieg und Frieden 1614 bis 1714" beleuchtet das 17. Jahrhundert und die Verflechtung von Musik und Politik im Zeitalter des Barock. Für die wichtigsten Stationen, die seinerzeit über Krieg und Frieden entschieden, die Türkenkriege, den Spanischen Erbfolgekrieg, den Westfälischen Frieden und vieles mehr, findet Savall sprechende musikalische Äquivalente und spiegelt so Geschichte in Musik – den Beginn des Dreißigjährigen Krieges etwa in der Galliarda Battaglia von Samuel Scheidt.

Doch Savall möchte keinen Geschichtsunterricht mit musikalischen Mitteln erteilen. Seine musikalische Vergegenwärtigung wichtiger historischer Stationen ist fast mehr noch das leidenschaftliche Plädoyer eines echten Humanisten für den unbedingten Wert des Friedens in der heutigen, heillos kriegerischen Welt, in unserer Gegenwart, die nicht weniger als die Vergangenheit von zahllosen militärischen Konflikten, endlosen Flüchtlingsströmen, von der Verfolgung und Vernichtung von Minderheiten, von Gewalt und Unterdrückung zerrissen wird.

Utopische Hoffnung?

In ihren guten und großen Momenten hat die Musik für Savall eine Botschaft. "Ohne das Vermögen der Musik uns mit ihrer Emotion und Schönheit zu bewegen, wäre es unmöglich, voll und ganz Mensch zu sein. … Die Emotion der hier mit den historischen Ereignissen in Verbindung gesetzten Musik erlaubt es uns vielleicht, alles in einem neuen Licht zu sehen." Das ist die große Hoffnung des Jordi Savall und klingt eher utopisch.

Aber wenn er in seinem neuen, wie stets musikalisch großartigen und wunderbar edierten CD-Projekt beispielsweise mit dem Requiem von Joan Cererols die Kapitulation Barcelonas im Jahr 1714 betrauert, dann ist das nur einer von vielen eindringlichen Momenten, in denen man so gerne glauben würde, Savalls Hoffnung könne sich erfüllen. Sein "Krieg und Frieden"-Projekt gehörte in die Ohren von Politikern. 

"Guerre & Paix"

Georg Friedrich Händel: Jubilate Deo HWV 279
Marc-Antoine Charpentier: Te Deum
Vokal- und Instrumentalwerke von Philidor, Scheidt, Schein, Dumanoir, Rosenmüller, Jenkins, Lully, Blow, Biber, Muffat, Kerll, Cererols, Anonymus | Hesperion XXI
Le Concert des Nations
La Capella Reial de Catalunya
Leitung: Jordi Savall
Label: AliaVox

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