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CD - Guido Alberto Fano Klavierwerke

Nein, er war kein Revolutionär - wovon denn auch: wer sich wie Guido Alberto Fano Ende des 19. Jahrhunderts für Instrumentalmusik interessierte, fand in Italien großflächiges Brachland vor und galt im "paese del melodramma" als Sonderling. Nur einen gab es, der leidenschaftlich für ein italienisches Musikleben jenseits der hausgemachten Oper kämpfte, den ersten "Tristan" südlich der Alpen dirigierte und sich als sinfonischer Komponist stark an Brahms orientierte: Giuseppe Martucci in Bologna. Guido Alberto Fano wurde sein Meisterschüler.

Bildquelle: Brilliant Classics

CD-Tipp 28.04.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Seine epische Klaviersonate mit einer Dauer von 35 Minuten wurde von einem international anerkannten Kollegen wie Ferruccio Busoni als herausragendes Werk gewürdigt. Auch Richard Strauss äußerte sich lobend. Und tatsächlich: Fanos umfangreiches Klavierschaffen ist alles andere als "Leierkastenmusik": pianistisch brillant, satztechnisch anspruchsvoll, chromatisch verdichtet, dabei voll sanglicher Melodik und lyrischer Empfindung – "brahmsisch" und dennoch mediterran. Davon künden auch die "Quattro Fantasie" auf der neuen Brilliant Classics CD in der inspirierten Interpretation von Pietro de Maria.

Zum Künstler

"Aristokrat des Klaviers", "Klangpoet", "lyrischer Virtuose" - so lauten die Titelzeilen, wenn es um den italienischen Pianisten Pietro De Maria geht. In seiner Heimat zählt er seit langem zur Klavierelite und seit einigen Jahren macht der 1967 in Venedig geborene Schüler von Maria Tipo auch international auf sich aufmerksam. Sein Repertoire reicht von Scarlatti bis Ligeti, allerdings mit besonderen Schwerpunkten: Als erster italienischer Pianist brachte De Maria Chopins Klaviersolowerk zu zyklischen Aufführungen – 2014 erschien seine vielfach ausgezeichnete Chopin-Gesamteinspielung bei Decca. Mittlerweile kamen auch beide Teile von Bachs Wohltemperiertem Klavier beim selben Label heraus, auch sie in der Fachpresse hochgelobt.

Leidenschaftliche Fürsprache des Interpreten

Äußerlich verlief Fanos Leben bescheiden und unspektakulär als Konservatoriumsprofessor in Neapel, Palermo und Mailand, bis er 1938 im Zuge der faschistischen Rassengesetze entlassen wurde und untertauchen musste. Doch auch nach Kriegsende kümmerte er sich kaum um die Publikation seiner eigenen Werke, sondern setzte sich als Gründer von Konzertgesellschaften für die Verbreitung der internationalen Moderne in Italien ein. Ohne seinen Enkel Vitale Fano, der ihm in Venedig ein Museum samt Archiv widmete, und vor allem ohne den fabelhaften Pianisten Pietro De Maria, der sich als leidenschaftlicher, technisch souveräner und zugleich fast improvisatorisch verträumter Fürsprecher erweist, hätten wir wohl nie wieder etwas von Guido Alberto Fano gehört. Und das wäre schade, denn bei der Wiedergeburt der italienischen Instrumentalmusik, für die gewöhnlich die etwas jüngere "generazione dell‘80" mit Casella, Respighi und Malipiero gepriesen wird, hatte auch Fano ein Wörtchen mitzureden….

Guido Alberto Fano: Klavierwerke

Sonata in E
Quattro Fantasie
Pietro De Maria (Klavier)
Label: Brilliant Classics

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