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CD - Georg Friedrich Händel "Occasional Oratorio"

Neuentdeckungen sind im klassischen Musikbetrieb bekanntlich eher die Ausnahme. Und wenn es sie doch hin und wieder gibt, dann handelt es sich in aller Regel um wiederentdeckte sogenannte Kleinmeister und deren Werke. Bei Georg Friedrich Händel indes handelt es sich um einen Großmeister. Sein "Occasional Oratorio" aus dem Jahr 1746 erlebt erst jetzt - in der Neuedition der Hallischen Händel-Ausgabe - seine Einspielung auf Tonträger.

Bildquelle: BR-KLASSIK

Der CD-Tipp zum Anhören

Treibende Kraft hinter diesem Projekt ist der Brite Howard Arman, seit Herbst letzten Jahres Künstlerischer Leiter des BR-Chores. Im Februar dieses Jahres realisierte er im Münchner Herkulessaal seinen langgehegten Wunsch und brachte Händels "Gelegenheits-Oratorium" zur Aufführung. In handverlesener Bestbesetzung.

Ein "Best of" Händel'scher Oratorienkunst

Schon die Ouvertüre macht deutlich: Ein musikalischer Zeremonienmeister im Dienste der britischen Krone war Händel schon immer. Und auch die politisch-patriotische Dimension früherer geistlicher Oratorien ist sprichwörtlich. Das "Occasional Oratorio" aber ist ein unverhohlenes Bekenntnis zu King George II, dem die Jakobiten unter Führung von Bonnie Prince Charlie an den Kragen wollten. Vor diesem Hintergrund beschloss der Musikunternehmer Georg Friedrich Händel, der gerade eine erfolglose Oratorien-Saison vorzeitig beendet hatte, dem König musikalisch zu Hilfe zu eilen - und sich nebenbei wieder ins Gespräch zu bringen. Was sich musikalisch als ein fast zweieinhalbstündiges "Best of" Händel'scher Oratorienkunst gestaltet, stieß freilich textlich auf herbe Kritik, angeführt vom Librettisten des "Messias", Charles Jennens, der die eilends gefertigte Libretto-Collage des Händel-Freundes Newburgh Hamilton abkanzelte als "unfassbares Durcheinander von Milton und Spenser, ein Chaos, zusammengestellt auf Anweisung des lächerlichsten aller Dummköpfe".

Höchstmaß an Klarheit und barocker Stilsicherheit

Vielleicht liegt auch hierin ein Grund für die längst überfällige Rehabilitierung des Werkes durch Howard Arman: Er hat mit sublimer Sachkenntnis und voll musikantischem Elan ein Ensemble zusammen gestellt, das für eine derartige Ersteinspielung kaum zu toppen ist. Neben dem Chor des Bayerischen Rundfunks und der Akademie für Alte Musik Berlin wirken als Solisten drei Muttersprachler mit, denen nicht nur barock verschnörkeltes Englisch authentisch über die Lippen geht, sondern die wie selbstverständlich den gewissen britischen "Handel swing" mitbringen. Da ist einmal die Sopranistin Julia Doyle mit ihrer herrlich wendigen Stimme, die auf jede Art künstlicher Forcierung verzichtet und stattdessen ein Höchstmaß an Klarheit und barocker Stilsicherheit zu Gehör bringt. Ähnliches gilt für den Tenor Ben Johnson.

Sonores Understatement statt theatralischer Klanggewalt

Und schließlich der Chor des Bayerischen Rundfunks: auch hier ist die Handschrift des Engländers und Händel-Kenners Howard Arman augenblicklich zu spüren; entsprechend dem stets transparenten und präzise gestaffelten Klang der Akademie für Alte Musik, beeindruckt auch der Chor eher durch sonores Understatement als durch theatralische Klanggewalt. Bliebe noch, als dritter Gesangssolist, der Bariton Peter Harvey, der in Kreisen Historischer Aufführungspraxis seit langem zu den Schwergewichten zählt - während doch seine stimmliche Erscheinung, ganz im Gegenteil, eher leichtfüßig anmutet. Howard Arman und dem Chor des Bayerischen Rundfunks ist mit dieser Ersteinspielung des von der Hallischen Händel-Ausgabe neu edierten "Occasional Oratorio" ohne Frage ein künstlerischer Wurf gelungen, der neugierig macht auf kommende Projekte.

Die Champions League-Hymne ist auch dabei

Und selbst Fußballfans kommen beim abschließendem Anthem "Blessed are all they that fear the Lord" insofern auf ihre Kosten, als Händel hierfür sein allseits bekanntes Material aus "Zadok the Priest" musikalisch erneut aktiviert hat - bekannt als Hymne zur UEFA Champions League.

Georg Friedrich Händel: "Occasional Oratorio", HWV 62

Julia Doyle (Sopran)
Ben Johnson (Tenor)
Peter Harvey (Bariton)
Chor des Bayerischen Rundfunks
Akademie für Alte Musik Berlin
Leitung: Howard Arman

Label: BR-KLASSIK

Sendung: "Leporello" am 27. Juni 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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