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CD - Heinrich Ignaz Franz Biber Missa Alleluja, Nisi Dominus

Groß, gewaltig, prächtig ist Bibers "Missa Alleluja" - ein Werk für sage und schreibe 36 Stimmen: Sänger und Streicher, Zinken, Posaunen und Trompeten. Aber all diese Zutaten verklumpen bei Gunar Letzbor und seinem Ensemble Ars Antiqua Austria nicht zu einem Klangbrei, sondern bleiben kernig, knackig und transparent.

Bildquelle: Accent

Der CD-Tipp zum Nachhören

Musik wie Blitz und Donner. "Achtung!" rufen die Pauken. "Ehrfurcht bitte!" schmettern die Trompeten. Gleich mit den ersten Takten seiner Messe stellt Heinrich Ignaz Franz Biber klar: Das hier ist keine fromme Erbauungsmusik für die Dorfkirche. Das ist Repräsentationsmusik für den Salzburger Fürstbischof. Und der kommt gleich nach Gott selbst.

Ein Werk für 36 Stimmen

Groß, gewaltig, prächtig ist Bibers "Missa Alleluja" - ein Werk für sage und schreibe 36 Stimmen: Sänger und Streicher, Zinken, Posaunen und Trompeten. Aber all diese Zutaten verklumpen bei Gunar Letzbor und seinem Ensemble Ars Antiqua Austria nicht zu einem Klangbrei, sondern bleiben kernig, knackig und transparent. Mit Feuer und urmusikantischer Freude bringt Letzbor die Partitur zum Sprechen. Die Dreifaltigkeit tanzt im Dreiertakt, im "Crucifixus" hört man regelrecht die Nägel, mit denen Christus ans Kreuz geschlagen wird. Und wie schön, dass Gunar Letzbor nicht auf Frauenstimmen, sondern historisch korrekt auf die fantastischen Solisten der St. Florianer Sängerknaben setzt. Da wähnt man sich bei der Himmelfahrt den Engeln schon ganz nah.

Stärken der österreichischen Barockgeige

Es ist eine CD der Kontraste. Denn nach dieser übersprudelnden, temporeichen, protzigen Messe folgen drei klein besetzte, innige Werke von Biber. Darunter eine erst kürzlich wiederentdeckte Solo-Motette und eine weit ausschwingende Psalmvertonung mit dem ausdrucksstarken Bassisten Gerhard Kenda. Für diese Stücke steigt Gunar Letzbor vom Dirigentenpult und nimmt seine Geige in die Hand. Lieblich wie eine Almwiese und süß wie Salzburger Nockerln - Gunar Letzbor spielt die typischen Stärken der österreichischen Barockgeige aus. Aber nicht lange klingt es warm und weich. Denn unter Letzbors Händen entpuppt sich Bibers Kammermusik als instrumentales Theater, als bunte Szenenfolge, in der Pfeile durch die Luft schwirren, Tränen vergossen werden oder ein Prediger Ausrufezeichen setzt.

Gerade die berühmte Weihnachts-Pastorella von Biber habe ich noch nie so farbenreich und plastisch gehört wie auf dieser CD mit Ars Antiqua Austria. Auf überzeugende Weise hält Gunar Letzbor die Fahne der historischen Aufführungspraxis hoch. Man muss gar nicht Popmusik auf der Gambe spielen oder Barockmusik mit Flamenco paaren, um zu fesseln. Es genügt, gute Partituren schlicht gut zu interpretieren. So einfach ist das, und so schwer. Aber dann klingt Alte Musik auch heute noch wie neu.

Heinrich Ignaz Franz Biber: Missa Alleluja; Nisi Dominus

Heinrich Ignaz Franz Biber

Ars Antiqua Austria, St. Florianer Sängerknaben: Gunar Letzbor

Label: Accent

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