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Album der Woche Jan Lisiecki spielt Mendelssohn

Immer wieder wurde und wird er frühreifes Wunderkind genannt, obwohl er diese Bezeichnung strikt ablehnt: der kanadische Pianist Jan Lisiecki. Mittlerweile ist Lisiecki dem Wunderkind-Status jedoch längst entwachsen. Als 23-jähriger Musiker spielt er als Solist auf den internationalen Podien, wird von renommierten Orchestern eingeladen und kann mehrere Aufnahmen vorlegen. Nach CDs mit Musik von Mozart, Chopin und Schumann widmet er sein sechstes Album Felix Mendelssohn Bartholdy.

Bildquelle: Deutsche Grammophon

Der CD-Tipp zum Anhören

Auf dem CD-Cover steht der Name Jan Lisiecki über demjenigen von Mendelssohn. Er ist auch dicker und größer gesetzt als der Komponistenname. Die Botschaft des Labels ist damit klar: Primär geht es um den kanadischen Pianisten. Dass Lisiecki Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy aufgenommen hat, ist aber spätestens dann nicht mehr sekundär, wenn der erste Track losläuft und nach nur wenigen Takten das Klavier einsetzt.

Frische und Jugendlichkeit

22 Jahre war Felix Mendelssohn als er sein erstes Klavierkonzert komponierte. Nur ein Jahr älter ist jetzt Jan Lisiecki. Er spielt dieses Konzert mit dem Orpheus Chamber Orchestra packend, in zügigem Tempo und mit scheinbarer technischer Leichtigkeit. Temperamentvoll, präzise und auf Augenhöhe wird hier durchweg musiziert. Gemeinsam mit dem Orpheus Chamber Orchestra stellt Lisiecki den frischen und jugendlichen Charakter dieses energiegeladenen Konzerts in den Vordergrund, allerdings ohne im langsamen Mittelsatz die gesanglichen Linien zu unterschlagen. Etwas dramatischer und geheimnisvoller als das erste entwickelt sich das Klavierkonzert Nr. 2 in d-Moll, das Mendelssohn sechs Jahre später komponierte. "Weniger Sicherheit und Zuversicht" sieht Lisiecki in diesem Werk.

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben, wer …
… Mendelssohns Musik immer schon liebte oder entdecken möchte.

Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil …
… tolle Musiker energiegeladene Musik zusammenspielen.

Dieses Album lädt ein zum …
… Kraftauftanken und schenkt gute Laune.

Gleichberechtigtes Miteinander beim Musizieren

Das in New York beheimatete Orpheus Chamber Orchestra spielt grundsätzlich ohne Dirigenten. Stimmführer und Konzertmeister wechseln von Projekt zu Projekt. Dieser Rahmen mag das pulsierende und gleichberechtigte Miteinander beim Musizieren unterstützt haben. Im Booklet schreibt Lisiecki auch über den Aufnahmeprozess als neue Erfahrung für ihn, weil alle Takes gemeinsam angehört und diskutiert wurden.

Gesangliche Stimmführung und voller Klang

Neben die beiden Konzerte setzt Jan Lisiecki auf diesem Album noch drei Solostücke von Mendelssohn: Die "Variations sérieuses", ein "Venezianisches Gondellied" aus dem berühmten Zyklus "Lieder ohne Worte" und schließlich noch das virtuose "Rondo capriccioso". In diesem kurzen Stück kommt Lisieckis ganze Palette an differenzierter Anschlagskunst und Virtuosität zum Tragen. Flirrend tänzerische Passagen meistert er neben gesanglicher Stimmführung und vollem Klang. So bietet diese CD ein wunderbares Eintauchen in die sprühend frühromantische Musik von Felix Mendelssohn.

Jan Lisiecki spielt Mendelssohn

Felix Mendelssohn Bartholdy:
Klavierkonzert Nr. 1 g-Moll, op. 25
Klavierkonzert Nr. 2 d-Moll, op. 40
"Variations sérieuses" op. 54
"Rondo capriccioso" op. 14
"Venezianisches Gondellied" aus den "Liedern ohne Worte" op. 19 Nr. 6

Jan Lisiecki (Klavier)
Orpheus Chamber Orchestra

Label: Deutsche Grammophon

Sendung: "Leporello" am 18. Februar 2019, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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