Die Rückseite der CD zeigt Janine Jansen und Antonio Pappano beim Armdrücken. Doch ein Kräftemessen ist ihre gemeinsame Beschäftigung mit Brahms und Bartók nicht, eher ließe sich von einer perfekt abgestimmten Teamleistung reden, einem Gespräch auf Augenhöhe, für das Armdrücken allerdings keineswegs schädlich sein muss.
Bildquelle: Decca
CD - Tipp 11.01.2016
Der CD-Tipp zum Nachhören!
Die Aufnahme des Brahms-Konzert ist das Ergebnis einer längeren Konzertserie im Februar 2015, und das ist ihr anzuhören. Gerade dieses Konzert lebt davon, dass Solopart und Orchestersatz möglichst eng miteinander verwoben sind, Solist und Dirigent seismographisch aufeinander reagieren. Jansen und Pappano gelang das in Rom auf das Schönste, im echten Miteinander entwickeln sie thematische Linien und symphonische Strukturen. Ein Glücksfall.
Wenn die Geigerin im Booklet ihrer Aufnahme meint, neben den ungarischen Bezügen verbinde die Konzerte von Brahms und Bartók "eine profunde Kombination von symphonischer Kraft und kammermusikalischer Intimität", dann mag man dem nicht widersprechen, erst recht nicht, wenn man ihre Aufnahme hört. Nicht nur Janine Jansen spielt auf ihrer herrlichen Stradivari "Baron Deurbroucq" mit genau kontrolliertem Vibrato und schlanker, zentrierter Tongebung. Auch das Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia und das London Symphony Orchestra musizieren aufgelichtet und transparent. So entwickeln sich in beiden Konzerten immer wieder fast kammermusikalische Dialoge, was dem Brahms-Konzert sicher besonders gut bekommt, den traumhaft schönen Eröffnungstakten des Bartók-Konzertes aber nicht weniger.
Für sie sei das erste Violinkonzert von Bartók eines der bewegendsten des letzten Jahrhunderts, meint Jansen. Sie spielt es mit einer leicht zurückhaltenden, fast scheu wirkenden Noblesse und verleiht ihm gerade dadurch ein Höchstmaß an Intensität und emotionaler Wirkung. Und auch das Brahms-Konzert geht diese wunderbare Musikerin eben nicht mit auftrumpfender Virtuosität, breitem Pinselstrich und großem Vibrato an, sie taucht es eher in Pastelltöne, zeichnet feine Linien. Mit Pappano ist Janine Jansen sich da hörbar einig, und so gelingt eine ungemein stimmige, schöne und tatsächlich bewegende Deutung dieser beiden großartigen Violinkonzerte.
Johannes Brahms:
Violinkonzert D-Dur op. 77
Béla Bartók:
Violinkonzert Nr. 1
Janine Jansen (Violine)
London Symphony Orchestra
Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia
Leitung: Antonio Pappano
Label: Decca