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CD - Jérôme Lejeune Musik in Deutschland von Schütz bis Bach

Nicht nur die Musik, auch die Musikvermittlung ist ihm ein Anliegen: In seinem neuen CD-Buch widmet sich Jérôme Lejeune, Chef des belgischen Labels Ricercar, der deutschen Barockmusik von Schütz bis Bach.

Bildquelle: © Ricercar

Der CD-Tipp zum Nachhören

Dass Jérôme Lejeune hier mit Herz und Seele bei der Sache ist, das merkt man an jeder Zeile dieses sogenannten CD-Buchs. Der Mann kennt sich aus. Kein Wunder, denn genau mit diesem Repertoire hat er sein Label Ricercar 1980 an den Start gebracht. "Deutsche Barock Kammermusik" und "Deutsche Barockkantaten" gehörten zu den ersten größeren Erfolgen. Und die entsprechenden Aufnahmen finden sich denn auch teilweise auf den insgesamt acht CDs wieder. Der Fokus liegt neben der Musik von und um Heinrich Schütz vor allem in einer Darstellung des Nährbodens, auf dem später ein Johann Sebastian Bach wachsen konnte. Für jemanden, der sich ein wenig auskennt, sind natürlich keine überwältigend neuen Erkenntnisse zu erwarten. Doch was jeder mit einem umfangreich bestückten CD-Regal kennt: Da kann schnell der Zusammenhang verloren gehen, und genau den stellt Jérôme Lejeune mit seinem CD-Buch her.

Vergessene Meisterwerke

Es sind nicht nur Komponisten wie Franz Tunder, Matthias Weckmann oder Nicolaus Bruhns mit ihren größtenteils vergessenen Meisterwerken, die neben den bekannteren Namen ins Gedächtnis gerufen und miteinander in Beziehung gesetzt werden. Der besondere Clou dieses Konzepts sind die durchgängig erstklassigen, teils begeisternden Aufnahmen, die weit über bloße "Klangbeispiele" hinausgehen. Neben dem Ricercar Consort oder Vox Luminis finden sich viele herrliche Orgelwerke mit Bernard Foccroule, auch Stars wie René Jacobs, Philippe Herreweghe und Andreas Scholl sind neben vielen anderen ausgezeichneten Kollegen vertreten.

Reichhaltige Fundgrube

Das alles ist schön und übersichtlich zusammengetragen, sinnvoll gegliedert in die Entwicklung der geistlichen und auch weltlich Vokalmusik sowie die verschiedenen Einflüsse und Strömungen innerhalb der Instrumentalmusik. Hier spielen vor allem die Tasten- und Streichinstrumente eine wesentliche Rolle, die zu dieser Zeit in Deutschland nicht unwesentliche Lautenmusik findet allerdings nicht einmal Erwähnung. Dieses CD-Buch ist eine reiche und reichhaltige Fundgrube der lutherisch geprägten Musik in Mittel- und Norddeutschland, die - und das ist sehr angenehm - komplett ohne belehrenden Beigeschmack auskommt. Eine bessere Möglichkeit, sich einen kompakten Überblick zu verschaffen, der nicht an der Oberfläche bleibt, gibt es derzeit wohl nicht. Da spielt es keine große Rolle, wenn Jérôme Lejeunes geografischen Kenntnisse hinter seinen musikalischen herhinken und Nürnberg schon mal zur Hauptstadt des katholischen Bayerns wird. Eigentlich historisch nicht korrekt informiert, aber geschenkt, wenn das Verständnis für die Musik so profund und sicher im Urteil ist.

Jérôme Lejeune - Musik in Deutschland von Schütz bis Bach

Collegium Vocale
Cantus Cölln
Ricercar Consort
Label: Ricercar

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 29. Oktober 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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