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CD - "Der Orgelkönig" Orgelwerke von Johann Gottlob Schneider

Nicht nur heute sondern auch in früheren Zeiten gab es bereits einmal eine Ära, in der die Orgel als Konzertinstrument weitgehend im Abseits stand. Das war die Zeit der Wiener Klassik, also die Zeit nach Johann Sebastian Bachs Tod bis hin zu jener Epoche eines Felix Mendelssohn. Und doch gab es in dieser Zeit einen Komponisten und Orgelvirtuosen, der sich um das Instrument verdient machte: Johann Gottlob Schneider. Ein Mann, der von Mendelssohn später das Prädikat "Der Orgelkönig" erhielt.

Bildquelle: Lawo Classics

CD-Tipp 01.02.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Zwar war Johann Sebastian Bach zum Zeitpunkt von Schneiders Geburt schon fast vier Jahrzehnte tot, doch durch seinen Lehrer stand der in Zittau geborene Organist noch ganz in der Bach-Tradition und spielte dessen große Orgelwerke in seinen Konzerten. Vor allem im Improvisieren muss Johann Gottlob Schneider ein wahrer Meister gewesen sein. So wird berichtet, er habe sich vor jedem Gottesdienst aus dem Stegreif hören lassen. Während schon der Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel gegenüber Charles Burney einräumen musste, das eigenständige Pedalspiel nicht mehr zu beherrschen, war Schneider diesbezüglich offenbar ein Virtuose.

Empfindsamer Stil

Aber er war eben auch, wie die vorliegende CD des Norwegers Halgeir Schiager zeigt, ein Kind seiner Zeit, der sogenannten "empfindsamen" Epoche. Und manches Stück, etwa das "Adagio" aus "Fantasie und Fuge op.1" - klingt wie die Vorwegnahme einer späteren Mendelssohn’schen Orgelsonate und rechnet mit dem Gebrauch entsprechend "mild" intonierter Register.  Solche Stimmen finden sich in dem von Schiager verwendeten Instrument in großer Zahl. Denn der ehemalige Absolvent der Münchner Musikhochschule und Meisterschüler und anderem von Franz Lehrndorfer und Daniel Roth, hat für seine gründlich recherchierte Einspielung auf ein 2008 erbautes Instrument zurückgegriffen.  Diese Orgel wurde von der norwegischen Firma Torkildsen nach dem Vorbild jener mitteldeutschen Intsrumente errichtet, an denen Johann Gottlob Schneider nachweislich gewirkt hat in Städten wie Görlitz und Dresden.

Wegbereiter für Mendelssohn

Auch in seinem großangelegten "Thema mit Variationen" erweist sich Schneider als klassischer bzw. frühromantisch ausgerichteter Komponist, der den Säkularisierungsströmungen seiner Zeit durchaus entspricht und damit ebenfalls zum wichtigen Wegbereiter für Mendelssohn wird. Nachdem dieses Variationswerk lange Zeit dem Bach-Schüler Johann Schneider zugeschrieben war, konnte inzwischen anhand der Registrieranweisungen nachgewiesen werden, dass das Werk an St. Peter und Paul in Görlitz entstand, wo der Namensvetter Johann Gottlob 13 Jahre lang wirkte.

Interessanter Einblick

Halgeir Schiager schließt mit dieser CD-Neueinspielung nicht nur eine wichtige historische Lücke in der Rezeptionsgeschichte der Orgel. Stilsicher,  musikwissenschaftlich fundiert und dabei jederzeit musikantisch, gibt er Einblick in eine Epoche, die bislang ein weitgehend weißer Fleck auf der Orgellandkarte war.

"Der Orgelkönig"

Johann Gottlob Schneider:
Orgelwerke
Halgeir Schiager (Orgel)
Label: Lawo Classics

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