Bildquelle: Audax
Der CD-Tipp zum Nachhören!
Als Johann Sebastian Bach im Alter von neun Jahren zum Vollwaisen wurde, erbte er die Violine seines Vaters. Zeitlebens hielt er sie in höchsten Ehren, und obwohl Bach unsterbliche Musik für "seine" Tasteninstrumente Cembalo und Orgel geschrieben hat, entlockte er doch der Violine ebenso ambitionierte, aber auch sehr empfindsame und intime Töne.
"Bach & Entourage" heißt die neue CD des Südtiroler Barockgeigers Johannes Pramsohler und des französischen Cembalisten Philippe Grisvard. Darauf stellen sie Werke Bachs in den Kontext der mitteldeutschen Violinmusik - von Johann Gottlieb Graun über Johann Georg Pisendel bis hin zum Bach-Schüler Johann Ludwig Krebs. Mit allen diesen Komponisten pflegte Bach kollegialen Umgang, mit manchen war er auch befreundet - etwa mit dem aus Cadolzburg bei Fürth stammenden Johann Georg Pisendel, legendärer Konzertmeister der Dresdner Hofkapelle. Hat Bach seine berühmten Solosonaten und Partiten für den Dresdner Freund geschrieben? Zumindest dürften Pisendels Fähigkeiten die Messlatte gewesen sein, an der sich Bach orientierte. Die einzige überlieferte Solosonate von Pisendel jedenfalls zeigt, wie nahe sich die beiden in ihrer Idee eines avancierten und innovativen Violinstils standen.
Johannes Pramsohler ist ein versierter Interpret dieser Musik: Er weiß genau, wann er virtuos glänzen darf und wann er sich in den kontrapunktischen Satz einfügen muss, wann er seine Geige mehr sprechen oder wann er sie mehr singen lässt. Philippe Grisvard unterstützt ihn dabei sehr einfühlsam, setzt mit seinem farbenreich ausgeführten Generalbass gleichwohl eigene Akzente. Mit den Sonaten von Pisendel, Krebs und Graun leuchten hier auch einmal die Sterne, deren Glanz heute leider sehr oft vom barocken Zentralgestirn Bach überstrahlt wird.
"Bach & Entourage" - diesen Titel ihrer CD widerlegen Pramsohler und Grisvard selbst mit einem verschmitzten Augenzwinkern: Denn nichts sind Graun, Krebs und Pisendel weniger als Bachs "Anhängsel".