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CD - "Two3" John Cage

Der Akkordeonist Stefan Hussong ist kein Physiker, der Shengspieler Wu Wei kein Astronom. Und John Cage war weder das Eine noch das Andere. Vielmehr ein musikphilosophischer Querkopf, ein kreatives Intuitionsgenie, provokant und hintersinnig.

Bildquelle: Wergo

CD-Tipp 16.05.2015

John Cage: Two3

Mit wenigen Punkten auf Notenzeilen und frei zu gestaltenden Zeitverläufen, den sogenannten Time Brackets, Zeitklammern, schuf er seine letzten Werke, die "Number Pieces", abstrakte Gebilde wie aus den Fernen des Universums. Dabei sind es eigentlich nur Spielregeln, die Cage notierte: Spiele diese Tonkombination ungefähr ab Sekunde x bis ungefähr Sekunde y. Doch so einfach es aussieht, so komplex ist es, den Anweisungen zu folgen. Schließlich müssen elementare Fragen des Musizierens gestellt werden. Beantwortet werden können sie nicht: Wie strukturiert sich Zeit, wie organisiert sich Materie, also die Klänge, die sich molekülartig miteinander verbinden und wieder lösen. Mithilfe des chinesischen Orakels I Ging, dem "Buch der Wandlungen" komponierte Cage seine "Number Pieces", und mystisch scheint in der Tat die Herkunft ihrer rätselhaften Tiefgründigkeit, ihrer spirituellen Intensität, ihrer fantastischen Schönheit, die sich fast aus dem Nichts speist.

Zauber der Reduktion

Die Virtuosität von Stefan Hussong und Wu Wei ist in dem Zyklus "Two3" eine innere. Eine Meisterschaft der gemeinsamen Intuition, sich als Interpreten ständig zu überprüfen, welche Impulse man aktiv ins Spiel bringt und wo man die Musik aus sich selbst heraus entstehen lässt. Klingt paradox, aber in dieser inneren Debatte der beiden Künstler ruht die Kraft und die Balance, unser Zuhören auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nämlich, einfach nur zuzuhören. Und das allein ist eine Herausforderung in unserer reizüberfluteten, übermedialen Infowelt permanenter digitaler Kommunikation. Diese Reduktion könnte zu einer spröden Lehrstunde auf der Länge von 2 CDs werden, tut es aber nicht. Weil Stefan Hussong und Wu Wei sinnliche und sinnreiche Zauberer sind, die verführen. Weil ihre Interpretation einen exotischen Reiz verströmt, dessen suggestiver Sogwirkung man sich schlecht entziehen kann. Weil man in diesem wenigen Nichts doch alles zu hören scheint.

John Cage: "Two3"

Stefan Hussong (Akkordeon)
Wu Wei (Sheng)
Label: Wergo

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