Der Filmkomponist John Williams gilt als unbestrittener Großmeister des modernen Hollywood-Sound und ist mit 51 Oscar-Nominierungen der absolute Rekordhalter in dieser Kategorie. Einige seiner bedeutendsten Filmmusiken, etwa diejenige zu "Star Wars", wurden in London vom London Symphony Orchestra aufgenommen. Aus dieser inzwischen vier Jahrzehnte andauernden Freundschaft erwuchs jetzt eine neue John-Williams-CD mit dem Titel "A Life in Music".
Bildquelle: Decca
Der CD Tipp zum Anhören
Selbstverständlich musste das berühmte Thema aus "Star Wars" am Anfang dieser CD stehen. Denn es markiert den Beginn einer mittlerweile 41 Jahre währenden künstlerischen Verbundenheit mit dem fünffachen Oscar-Preisträger John Williams. Damals, 1977, stand Williams persönlich am Pult des LSO. Diesmal ist es der Brite Gavin Greenaway, der den inzwischen 86-Jährigen vertritt. Derselbe Gavin Greenaway, der zur Zeit auch die neue Live-Tournee mit Hans Zimmer dirigiert.
Wer das Booklet dieser CD aufschlägt, der findet dort zu jeder der insgesamt zehn Nummern das Statement eines oder zweier mitwirkender Musiker. Bei "Star Wars" ist es der Trompeter Philip Cobb, der mit 21 Jahren als jüngster Solotrompeter zu diesem exzellenten Orchester kam und damit denjenigen ablöste, der den Ur-Soundtrack zu "Star Wars" einspielte. Und so geht es weiter: Im Text zum berühmten "Indiana Jones"-Marsch erzählt die Geigerin Maxine Kwok-Adams, dass es Williams’ Aufnahmen mit dem London Symphony waren, die in ihr den Traum entfachte, eines Tages in diesem Orchester zu spielen. Und Englischhorn-Spielerin Christine Pendrill zehrt noch heute von ihrer Begegnung mit dem Meister bei der Einspielung des ersten "Harry Potter"-Soundtracks. Eine echte Hommage also.
Es gibt nicht allzu viele Spitzenorchester, die der Realisierung von Filmmusik dieselbe Energie und Emphase entgegenbringen, wie das London Symphony Orchestra. Auf dem neuen Williams- Album wird dies einmal mehr deutlich. Und Cellist Tim Hugh wagt gar die Prognose, dass dieser Musik eine ebenso aussichtsreiche Zukunft beschieden sei wie derjenigen Beethovens. Speziell für Hugh hat Williams sein Thema aus "Schindlers Liste" in einer Cello-Version arrangiert, die hier ihre Weltersteinspielung erlebt. Das Ergebnis ist, ohne jede Übertreibung, die hohe Schule der Filmmusik-Interpretation.
Der CD-Titel "A Life in Music" scheint nicht von ungefähr gewählt worden zu sein; denn zwar stellen die hier präsentierten zehn Stücke lediglich einen Bruchteil von John Williams’ filmmusikalischem Oeuvre dar. Aber es sind gleichzeitig Schlüsselwerke, die nicht nur den unerschöpflichen Erfinder bemerkenswerter musikalischer Themen zeigen, sondern auch den profunden Kenner symphonischer Stile – und damit den Mittler zwischen Tradition und Moderne. Eine Filmmusik-CD, die auch für eingefleischte Klassik-Abonnenten eine echte Bereicherung sein dürfte.
John Williams:
Ausschnitte aus den Scores zu "Jurassic Park", "E.T.", "Harry Potter", "Star Wars", "Superman" u.a.
London Symphony Orchestra
Leitung: Gavin Greenaway
Label: Decca
Sendung: "Leporello" am 8. Mai 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK