Der italienische Pianist Simone Pedroni, geboren 1968 in Novara, erwarb sich spätestens mit seinem Sieg beim Van Cliburn-Wettbewerb 1993 internationale Beachtung. Inzwischen dirigiert er auch und ist - womit wir beim Thema der vorliegenden CD wären - ein ausgewiesener Fan des Filmkomponisten John Williams. Der fünffache Oscar-Gewinner Williams wiederum begann seine Karriere als Pianist. Und so lag der Ansatz nicht allzu fern, seine Filmkompositionen zurückzuführen auf das Instrument, an dem die meisten von ihnen auch entstanden.
Bildquelle: Varèse Sarabande
Der CD-Tipp zum Anhören
"Sabrina" etwa, ein für John Williams ausgesprochen typisches Stück, das sich, wie so oft bei ihm, fast unbemerkt und irgendwie schwerelos ins filmische Geschehen einbringt. Erzählt wird die Geschichte der schüchternen Chauffeurstochter auf Long Island, die nach einem längeren Parisaufenthalt als geheimnisvolle Schönheit zurückkehrt. Und all das steckt bereits in Williams’ Klavierthema wie ein spätromantisch-impressionistisch angehauchtes "Es war einmal ...", das Simone Pedroni herrlich einfühlsam aus seinem Steinway-Flügel herausperlen lässt. "Sabrina" ist eines jener Stücke auf der vorliegenden CD, die vom Komponisten selbst eingerichtet wurden. Andere wiederum sind Transkriptionen, die Pedroni angefertigt hat, wie beispielsweise das bekannte Thema der Eule Hedwig aus "Harry Potter".
So sehr der Titel "Themen und Transkriptionen" auch an frühere hausmusikalische Gepflogenheiten denken lässt - etwa an die Klavier-Reduktionen Wagner'scher Opern oder Beethoven'scher Sinfonien - so wenig hat doch Pedronis pianistisches Selbstverständnis mit derartiger Kapellmeister-Praxis zu tun. Im Gegenteil: seine Klavierübertragungen sind eher Erweiterungen mit teils virtuosem Charakter. Gleichzeitig aber hält er den filmmusikalischen Vorlagen die Treue und verzichtet auf allzu exzentrische Selbstinszenierung.
Auch die stilistische Bandbreite sorgt für Abwechslung. "The Asteroid Field" aus dem zweiten Film der "Star Wars"-Saga etwa entführt irgendwie in Prokofjew'sche Klangwelten, während die Musik zu Spielbergs Historien-Drama "Lincoln" deutliche Spuren amerikanischer Folklore in sich trägt.
Was für die konzertante Aufführung von John Williams’ orchestralen Filmpartituren gilt, das gilt über weite Strecken auch für Simone Pedronis Klavier-Versionen: Sie funktionieren auch ohne den Film und haben genügend kompositorische Substanz, um als eine Art pianistische "Programmmusik" zu überzeugen. Beispielsweise Harry Potters Flug auf dem gefiederten Hippogreif. Einziger kleiner Wehrmutstropfen: Dem Flügel hätte zwischenzeitlich eine Nachstimmung zweifellos gut getan.
Filmmusik-Titel aus "Lincoln“, "Sabrina“, "Star Wars“, "The Book Thief“, "Schindlers Liste“, “Harry Potter” u.a.
Simone Pedroni (Klavier)
Label: Varèse Sarabande
Sendung: "Leporello" am 18. September 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK