BR-KLASSIK

Der muslimische Gelehrte Ibn Battuta nannte sie die "Braut unter allen Städten": Granada. Sie war die letzte Hauptstadt des mittelalterlichen Al-Andalus, dem maurischen Teil der iberischen Halbinsel. Nichts weniger als die wechselvolle Geschichte des mittelalterlichen Granadas mit musikalischen Mitteln nachzuzeichnen war das erklärte Ziel von Jordi Savall für sein Projekt "Granada 1013 - 1502", so auch der Titel des Albums.

Maurische Tänze treffen auf jüdische Lieder

Die bei Alia Vox erschienene CD ist im Wesentlichen der Live-Mitschnitt eines Konzerts, das 2013 anlässlich des tausendjährigen Jubiläums der Gründung des Königreichs Granada stattgefunden hat. Die besonders authentische Live-Atmosphäre ist der Aufnahme anzuhören und passt zum Repertoire. Viele der Stücke sind Improvisationen oder nur mündlich überliefert. Christliche Musik des mozarabischen Ritus steht hier neben maurischen Tänzen. Orientalische Taqsim treffen auf jüdische Lieder, unter anderem ein vertontes Gedicht zum Pessach-Fest auf Ladino, der Sprache der sephardischen Juden.

Mehrsprachiges Booklet, lesenswerte Essays

Mit Musikern wie dem israelischen Kantor Lior Elmaleh und der syrischen Sängerin Waed Bouhassoun konnte Jordi Saval Experten ihres Genres gewinnen. Dieses hohe Niveau ist dem Live-Mitschnitt anzuhören. Zudem besticht das mehrsprachige Booklet durch die schönen Illustrationen und seine lesenswerten Essays über das Spanien der drei Kulturen und seine Geschichte.

Die Stücke sind chronologisch angeordnet und werden von gesprochenen Texten ergänzt. Als der Zeitstrahl 1492, das Jahr der Entdeckung Amerikas, passiert, hat sich auch eine indianische Weise auf dieses ohnehin bunte Epochengemälde geschlichen. Dieser leicht skurril anmutende Abstecher ist aber schnell verziehen. Schafft es der Geschichtenerzähler Jordi Savall doch einmal mehr, die Musik aus uns vermeintlich so fernen Tagen ganz nah an seine Hörer heranzuholen.