BR-KLASSIK

Das spanische Ensemble "La Grande Chapelle" unter Albert Recasens räumt einmal mehr mit dem oft kolportierten Märchen auf, aus Spanien seien vor Isaac Albeniz keine großen Komponisten hervorgegangen. Vielleicht keine bis heute berühmten Gestalten wie Lully oder Händel - aber allemal großartige Meister, die den Vergleich mit ihren italienischen und französischen Zeitgenossen nicht zu scheuen brauchen.

Spanien um 1600 - das Reich, in dem die Sonne niemals unterging. Wenn der König in Madrid sich zur Ruhe begab, speiste sein Vize-König in Mexiko gerade zu Mittag. Siglo de oro - goldenes Zeitalter nennen die Spanier diese Epoche, nicht nur wegen des unermesslichen Reichtums, den ihnen die Eroberung der Neuen Welt bescherte, sondern auch wegen der Blüte von Literatur, Kunst und Musik.

Musik für den Hof

Allerdings hat jedes goldene Zeitalter sein Ende und es folgen bleierne und blecherne Jahre des Abstiegs. Für diese Zeit steht König Philipp IV., der zwar immer noch das größte Territorium der Welt beherrschte: Hinter der protzig herausgekehrten Großmachtattitüde aber bröckelte Spaniens Herrschaft bereits gewaltig.

1645 ernannte Philipp IV. den jungen Hofharfenisten Juan Hidalgo zu seinem offiziellen Kammer- und Theaterkomponisten. Seine Musik ist nun auf einer neuen CD mit dem Ensemble "La Grande Chapelle" unter Albert Recasens zu entdecken. In die Musikgeschichte ging Hidalgo als Pionier der Zarzuela ein, der spanischen Form der Oper. Die CD stellt ihn dagegen als Komponist kurzer Vokalwerke geistlichen oder weltlichen Inhalts vor - intimer Stücke zur Unterhaltung und Erbauung des Hofes.

Mit Charme

Das spanische Ensemble "La Grande Chapelle" unter Albert Recasens räumt einmal mehr mit dem oft kolportierten Märchen auf, aus Spanien seien vor Isaac Albeniz keine großen Komponisten hervorgegangen. Vielleicht keine bis heute berühmten Gestalten wie Lully oder Händel - aber allemal großartige Meister, die den Vergleich mit ihren italienischen und französischen Zeitgenossen nicht zu scheuen brauchen.

Nicht nur, dass die Musik solcher Meister wie Juan Hidalgo überhaupt wieder zu hören ist, sondern auch in mitreißenden Interpretationen lebendig wird - das ist das Hauptverdienst der "Grande Chapelle". Ihre Stärke: die farbenreiche Mischung des solistischen Vokalklangs mit der feinfühligen Begleitmusik aus Streichern, Zupfinstrumenten und Perkussion - überhaupt nicht höfisch-verzopft, sondern überraschend leichtfüßig und mit Charme!