"Gott hat der Welt einen neuen Stern geschenkt. In Russland wurde sie geboren, aber jetzt gehört sie allen." Ganz schön pathetisch, dieser Satz auf einer russischen Webseite, aber im Kern zutreffend. Wobei es schon der äußerste Zipfel Russlands ist, an dem Julia Lezhneva 1989 auf die Welt kam.
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Der CD-Tipp zum Nachhören!
Die Insel Sachalin im Ochotskischen Meer; weiter weg von Moskau kann ein Russe fast nicht sein. Die Eltern sind Geophysiker, mit einem Faible für die Klassik. Julia Lezhneva mag schon in der Grundschule keine Zahlen, Worte und Klänge hingegen verzaubern sie. In Stravinskys "Rossignol" singt Julia Lezhneva 2011 bei den Salzburger Festspielen die Köchin. Eine Nebenrolle. Eigentlich stehen andere im Fokus in dieser konzertanten Aufführung, aber der 22-jährigen reichen ein paar Passagen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: ihre Stimme ist so strahlend rein, so sauber geführt, so formvollendet ausgewogen und rund, dass man schon an diesem Abend denkt: bitte bald mehr davon!
Der französische Dirigent Marc Minkowski hat Julia Lezhneva begleitet und gefördert, ihm verdankt sie viel, vor allem Wissen über die Barockmusik. Bei wem die junge Russin auch gelernt hat, was es mit Koloraturen, Trillern und Verzierungen auf sich hat: bei Cecilia Bartoli, für deren Charme und Charisma Julia Lezhneva immer wieder in Interviews schwärmt.
Julia Lezhneva ist selbst längst angekommen unter den Großen, das zeigt auch ihr zweites Solo-Album mit Arien von Georg Friedrich Händel; erneut eine Zusammenarbeit mit dem Originalklang-Ensemble Il Giardino Armonico. Geistliche und weltliche Stücke sind drauf, die der junge Händel während seines ersten Italienaufenthalts mit Anfang 20 komponiert hat. Der Musik und dem Komponisten fühlt sie sich nah, man hört ihr inniges und aufrichtiges Engagement in jeder Arie, ob furios oder kontemplativ, ob überbordend fröhlich oder melancholisch. Fast überirdisch schön verstrahlt ihr messingfarbenes Timbre eine innere Ausgeglichenheit und Souveränität, deren Wirkung man sich gar nicht entziehen kann. Wie das geht? Mit perfekter Atemtechnik und Stimmbeherrschung, aber davon lässt Julia Lezhneva ihrer Hörer nichts merken.
Georg Friedrich Händel:
"Salve Regina"
Arien aus "Resurrezione", "Rodrigo", "Dixit Dominus", "Agrippina", "Trionfo" und "Dafne "
Julia Lezhneva (Sopran)
Il Giardino Armonico
Leitung: Giovanni Antonini
Label: Decca