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Julius Berger "Inspired by Bach"

Der Cellist Julius Berger ist nicht nur ein herausragender Musiker und Lehrer, er ist auch ein bedeutender Musikforscher, der immer wieder Neues für sein Instrument entdeckt und dann auf dem Podium selbst aus der Taufe hebt.

Bildquelle: Nimbus

CD-Tipp 02.05.2015

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Konzerte und Sonaten von Luigi Boccherini und Leonardo Leo zählen dazu sowie Werke von Gianbattista Degli Antonii und Domenico Gabrielli aus dem 17. Jahrhundert, als das Cello noch ein relativ neues Instrument war. Eingespielt hat er die Ricercari von Antonii und Gabrielli übrigens auf einem der ältesten und sicher auch schönsten Celli überhaupt, einem mit Intarsien verzierten Instrument aus der Werkstatt Andrea Amatis in Cremona aus dem Jahre 1566.
In seiner neuesten Einspielung spannt Julius Berger nun den Bogen von Johann Sebastian Bach bis hin zu dem 300 Jahre später, nämlich 1985 geborenen Komponisten Johannes X. Schachtner. Unter dem Motto "Inspired by Bach" weist Julius Berger auf dieser CD unter anderem Bezüge zwischen Zitaten aus Kompositionen Bachs und Werken von Johannes Brahms oder Max Reger nach. Damit nicht genug: er findet in einem Bach`schen Motiv aus der Orgelfassung des Chorals "Aus tiefer Not schrei ich zu Dir" eine weitere verdeckte Chiffre, die Brahms dazu veranlasst haben dürfte, dieses Motiv in seiner Cellosonate op. 38 zu verwenden - in Erinnerung an seine Jugendliebe Agathe von Siebold. Die von Brahms aufgegriffene Bach-Tonfolge lautet A-G-A-H-E.

Reines und expressives Cellospiel

Julius Bergers Röntgenblick entging auch nicht, dass in der Brahms-Sonate außerdem noch das altdeutsche Minnelied "Verstohlen geht der Mond auf" versteckt ist, das Brahms – so Julius Berger - mit Agathe "gemeinsam gesungen hat". Während Fachleute mit Blick in die Noten von Julius Bergers Forschergeist und kriminalistischem Spürsinn profitieren und gründeln können, lässt sich diese Doppel-CD natürlich auch allen Musikfreunden und Cello-Fans empfehlen, die einfach nur Freude an klangschönem Cellospiel haben.

Aus dem Zentrum innerer Ruhe

Mehr als zwei Stunden Musikgenuss sind garantiert durch Julius Bergers kantables, übergangslos reines und expressives Spiel – zusammen mit seinem kongenialen und ebenso farbenreich-ausdrucksstarken Klavierpartner Oliver Kern. Diese CD besticht nicht durch große Gesten oder Effekte, sondern durch eine Gestaltungskraft, die aus dem Zentrum einer inneren Ruhe zu kommen scheint und – wie der Titel der CD schon sagt: aus der Inspiration ihrer Interpreten.

Von Bach bis Schachtner

Neben Bach-Bearbeitungen für Violoncello und Klavier von Zoltan Kodaly und Albrecht Gürsching enthalten die beiden CDs u.a. die hier viersätzige Cellosonate op. 38 von Brahms, die Sonate op. 116 von Max Reger und die für Berger geschriebene, ausgesprochen originelle und gelungene Komposition "Relief Nr. 3 – 'ich schrei aus tiefer Not'" frei nach dem Präludium von Johann Sebastian Bach von Johannes X. Schachtner aus dem Jahr 2013.

Julius Berger - "Inspired by Bach"

Johann Sebastian Bach/Zoltan Koldaly:
Präludium und Fuge d-moll BWV 853
Johannes X. Schachtner:
Relief Nr. 3 – "ich schrei aus tiefer Not" frei nach dem Präludium BWV 686 von Johann Sebastian Bach
Johann Sebastian Bach:
Choralvorspiel "Wenn ich einmal soll scheiden" nach BWV 727
Johannes Brahms:
Sonate für Violoncello und Klavier e-Moll op. 38
Johannes Brahms/Albrecht Gürsching:
Variationen nach einem altdeutschen Minnelied "Verstohlen geht der Mond auf"
Johann Sebastian Bach:
"Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit" nach BWV 106 (Actus tragicus)
Johann Sebastian Bach,/Zoltan Kodaly:
Drei Choralvorspiele
Ludwig van Beethoven:
Cellosonate A-Dur op. 69 – Urfassung des ersten Satzes
Johann Sebastian Bach:
"Es ist vollbracht" nach der Arie aus der Johannespassion BWV 245
Max Reger:
Sonate für Violoncello und Klavier a-moll op. 116
Aria op. 103a  Nr. 3
Julius Berger (Violoncello)
Oliver Kern (Klavier)
Label: Nimbus

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