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CD - Kalle Kalima "High Noon"

Der Wilde Westen lockt. Und das hat Folgen. Zum Beispiel diese: die Musik dem Western "High Noon" von 1952 in der Version eines Jazztrios, dessen Chef der aus Finnland stammende Gitarrist Kalle Kalima ist. Er ist kein – um in der Vorstellungswelt des betreffenden Filmsongs zu bleiben - "Coward", kein "Feigling", und deshalb hat er sich an diverse Kennmelodien von Western-Mythen herangewagt. Lauter gezielte Schüsse: Sie treffen.

Bildquelle: ACT

CD-Tipp 15.02.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Selten überträgt sich augenzwinkernde Spielfreude so unmittelbar. Es habe ihn, sagt Kalle Kalima, die "Kraft von eigentlich Kitschigem" interessiert. Und natürlich spielen Jugenderinnerungen hinein – denn er selbst und sein amerikanischer Kollege Greg Cohen am Bass wuchsen mit solchen Songs auf. Und auch der Drummer Max Andrzejewski scheint sich in dieser Musik pudelwohl zu fühlen. Ergebnis: wunderbar organischer Trio-Sound.

Der Humor ernsthafter Köpfe

Yippie y ay, yippie y oh: Wie Geister ziehen sie vorbei, diese Melodien aus tausendundeiner Lagerfeuernacht. Und sie haben einen Charme, der die in dieser Hinsicht scheinbar unschlagbaren Originale oft sogar noch übertrifft. Freiheit und Sound-Abenteuer. So kann es klingen, wenn Musiker ungefähr zwei Generationen später signalartige Melodien wieder aufgreifen. Diese drei tun es mit System und mit besonders viel Witz und Drive. Es ist der Humor ernsthafter Köpfe, den man hier, in Klang umgesetzt, genießen kann. Was dabei musikalisch passiert, hat Hand und Fuß. Und nicht nur ganz naheliegende Ohrwürmer bekommt man zu hören. Verblüffend, dass einer der Songs, der doch fast wie die Geisterreiter beginnt – man beachte die ersten drei Töne -, der sogenannte Jägermarsch, eine Militärmusik von Jean Sibelius ist.

Reizvolle atmosphärische Wiedererkennungseffekte

Ein musikalischer Road-Trip, so Kalle Kalima, soll diese CD sein. Und sie führt immer wieder in überraschende Klang-Landschaften. Das Trio lässt die Cowboy-Welt des Öfteren gewitzt hinter sich und weitet den Horizont. Da taucht dann die Filmmelodie eines 1954 aktuellen Flugkatastrophen-Dramas ebenso auf wie Leonard Cohens hymnischer Welthit "Hallelujah" – oder auch dies: eine Edgar-Wallace-Titelmelodie, bekannt von der Gitarrenband The Shadows. Nur: auch wieder ganz anders als gewohnt und doch mit reizvollem atmosphärischem Wiedererkennungseffekt.

Platz für spannende Improvisationen

Spätestens hier spürt man, wie stilsicher diese Aufnahmen sind. Immer gehen die Stücke ihre eigenen Wege und schaffen auch Platz für spannende Improvisationen. Und doch ist stets auch der Ton des Originals getroffen. Diese Hommage ist sattelfest. Ein Finne und seine Trio-Partner mit Feingefühl im Wilden Westen, dem "Kitsch" und seinen Mythen auf der Spur.

Kalle Kalima: "High Noon"

Kalle Kalima (Gitarre)
Greg Cohen (Kontrabass)
Max Andzejewski (Schlagzeug)

Label: ACT

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