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CD - Salzburger Festspiele 2004 Erich Wolfgang Korngolds Violinkonzert

Wunderkind, erfolgreicher Opernkomponist, dann ein Meister der Filmmusik, schließlich ein traditioneller Symphoniker: Erich Wolfgang Korngold wird kurz vor der Jahrhundertwende 1897 in eine Wiener Musikerfamilie geboren. Von Wien nach Hollywood führt ihn sein Lebensweg, allerdings nicht freiwillig.

Bildquelle: Oehms Classics

Der CD-Tipp zum Anhören

Als 1938 der sogenannte Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland erfolgt, bleibt die österreichisch-jüdische Familie Korngold in den USA. Das Komponieren für den Film wird die Haupteinnahmequelle der Exilzeit, auch wenn sich Korngold weiterhin mit Anderem beschäftigt und Stücke schreibt, die meist nicht veröffentlicht werden. Als Erich Wolfgang Korngold 60-jährig in den USA stirbt, gilt er als konservativer Moderner, als unzeitgemäßer, vielfach verkannter Komponist. Einzig sein Violinkonzert hat sich dem Vergessen hartnäckig widersetzt.

"Mehr Korn als Gold"

Relativ lange hat Korngold an seinem Violinkonzert gearbeitet. Erste Skizzen entstehen Ende der 1930er Jahre, fertig wird es erst 1945. Der legendäre Geiger Jascha Heifetz bringt es schließlich nach Kriegsende 1947 in St. Louis zur Uraufführung. Das Publikum ist begeistert, die Presse weniger. Als "Hollywood Concerto" wird es von der Kritik abgetan, das Konzert sei mehr "Korn als Gold" heißt es. Allzu spätromantisch-tonal und süffig klingt es und scheint nicht modern zu sein.

Voller technischer Herausforderungen

Korngold verarbeitet mehrere Themen aus seinen Filmmusiken. Trotzdem gibt es eine klassische dreisätzige Formanlage mit einem verträumten Adagio und einem quirligen Variationenfinale. Bei allen schwelgerischen Kantilenen ist dieses Werk gespickt mit technischen Herausforderungen für den Solisten: Doppelgriffe, Springbogen, Flageoletts in extremen Höhen. Dem Geiger Benjamin Schmid scheint das nichts auszumachen. Ganz offensichtlich ist ihm keine Schikane zu schwer, keine Melodie zu lang, keine Phrase zu leicht.

Schmids fulminantes Philharmoniker-Debüt

Als die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Seiji Ozawa im Sommer 2004 die Salzburger Festspiele mit Korngolds Violinkonzert eröffnen, bringt dieses renommierte Orchester Korngolds Konzert zum ersten Mal zur Aufführung und Benjamin Schmid gibt damit sein fulminantes Philharmoniker-Debüt. Der Konzertmitschnitt vermittelt neben einer ungemein packenden Interpretation auch diese spannungsgeladene Atmosphäre. Weitere Aufzeichnungen aus diesem Festspieljahrgang stellen Kammermusik von Korngold vor. Auch hier ist Benjamin Schmid zu hören neben tollen Kammermusikern wie der Cellistin Quirine Viersen, den Geigern Hanna Weinmeister und David Frühwirth oder der Pianistin Silke Avenhaus. Diese CD porträtiert nicht nur Korngold als vielfältigen Komponisten, sondern zeigt einmal mehr, wie musikalisch facettenreich das 20. Jahrhundert war. Eine Wiederentdeckung zum diesjährigen Salzburger Festspielauftakt!

Salzburger Festspiele 2004 - Werke von Korngold

Erich Wolfgang Korngold:
Konzert D-Dur op. 35 für Violine und Orchester
Gesang der Heliane aus das Wunder der Heliane
Much Ado About Nothing
Suite op. 23 für zwei Violinen, Violoncello und Klavier (Linke Hand)

Benjamin Schmid, Violine
Wiener Philharmoniker
Seiji Ozawa, Dirigent
Frühwirth, David, Violine
Henri Sigfridson, Klavier
Quirine Viersen, Violoncello
Hanna Weinmeister, Violine
Silke Avenhaus, Klavier

Label: Oehms Classics

Sendung: "Piazza" am 21. Juli 2018, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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