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Der Spanier Emilio Moreno ist einer der führenden Violinvirtuosen der Alten Musik. Als erster Geiger in Frans Brüggens Orchester des 18. Jahrhunderts wirkte er an zahlreichen Konzerten und Aufnahmen mit. Und mit seinem Ensemble La Real Cámara widmet er sich der Kammermusik Luigi Boccherinis ebenso wie der von spanischen Komponisten des 17. Jahrhunderts. Seine neueste CD präsentiert Triosonaten eines fast völlig Unbekannten. Es ist Francisco José de Castro.
Die Musikwissenschaft weiß so gut wie nichts über de Castro. Weder Geburts- noch Sterbedatum sind bekannt. Seine Herkunft ist ebenso schleierhaft wie sein Wirken als Musiker und Komponist. Nur eines ist sicher: Francisco José de Castro hat 1695 in Bologna, beim führenden Musikverleger seiner Zeit, zehn kleine, äußerst charmante Triosonaten veröffentlicht. Da war er etwa Mitte zwanzig und Absolvent des berühmten Collegio dei Nobili di San Antonio Viennese in Brescia, das von Jesuiten geleitet wurde.
Geboren wurde er etwa ums Jahr 1670 herum und muss ein adliger Spross aus Sevilla gewesen sein, denn sonst wäre de Castro nicht, quasi als eine Art barocker Erasmus-Student, an der ritterlichen Akademie in Brescia aufgenommen worden. Dort vervollkommnete er sein Geigenspiel und seine Kompositionstechnik, lernte aber auch fechten, dichten und philosophieren. Doch nach der Akademie verlieren sich de Castros Spuren. Man nimmt an, dass er etwa 1730 gestorben sein muss.
Als Francisco José de Castro, der Spanier in Italien, seine zehn Triosonaten für zwei Violinen, Cello und Basso continuo veröffentlichte, hatte diese Musikgattung gerade ihren Siegeszug in Europa angetreten. Arcangelo Corelli war der Leitstern, dem die nachfolgenden Komponisten nacheiferten. In diesem Sinne war de Castro ein Epigone. Das erkennt man schon am Aufbau seiner Sonaten, die Corelli auch formal verpflichtet sind. Alle Sonaten beginnen mit einem Präludium, dem zwei oder drei Tänze in Form eine Suite folgen.
Doch de Castros großer Melodienreichtum, seine intelligente Rhythmik, seine phantasievolle Harmonik und nicht zuletzt die anmutige Fröhlichkeit der Triosonaten machen diese zehn kleinen Kompositionen zu Meisterwerken der Gattung. Das hat Charme und Grazie und geht ins barocke Tanzbein. Eine schöne Entdeckung des Geigers Emilio Moreno und seines Ensembles La Real Cápella. Auf hohem solistischem Niveau schwungvoll interpretiert. Eine Aufnahme, die man in seiner Alte Musik-Sammlung nicht missen möchte.
La Real Cámara
Emilio Moreno, Enrico Gatti, Mercedes Ruiz, Pablo Zapico, Aarón Zapico
Label: Glossa