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CD - Lulo Reinhardt feat. Yuliya Lonskaya Gypsy Goes Latin and Classic

Elegant und mühelos, mit brillanter Spieltechnik und raffiniertem Gespür für stilistische Nuancen präsentieren Lulo Reinhardt und Yuliya Lonskaya ein weites Repertoire auf ihren klassischen Gitarren. Eine eigenwillige Symbiose aus Jazz, Swing, Funk, Latin und indischer Musik. Aus Improvisation und Huldigungen an Musikergrößen wie Astor Piazzolla, dessen "Libertango" sie voller Leidenschaft zelebrieren.

Bildquelle: DMG Germany

Der CD-Tipp zum Anhören

Dies ist auch die einzige Fremdkomposition, ansonsten stammen alle übrigen zehn Titel der neuen CD von Lulo Reinhardt selbst. Tango, Gypsy, Funk oder Samba, alle Stile und Formen gewinnen unter seiner Hand dabei ihre eigene persönliche Farbe. "Samba para Lion" etwa zur Geburt des dritten Enkelsohns 2014 umgarnt den Hörer mit einer fröhlichen Melodie. Yuliya Lonskaya, mit Gitarren-Preisen gesegnet und u.a. in Karlsruhe ausgebildet, stimmt sie mit Leichtigkeit und lustvollem Drive an. Daneben überzeugt Lulo Reinhardt auch mit Solostücken, die er "My Inspiration" nennt: rhapsodisch frei, wie improvisiert wirken diese Eingebungen mit Melodiefetzen, die wie Irrlichter mäandern dürfen.

Infos zum Musiker

Lulo Reinhardt, 1961 in Koblenz geboren, stammt aus einer großen Sinti-Familie und Musiker-Dynastie: Er ist der Neffe von Geigen-Virtuose Schnuckenack Reinhardt und der Großneffe der Gitarren-Jazz-Legende Django Reinhardt. Auch sein Vater Bawo war Gitarrist und brachte ihm mit fünf Jahren das Gitarrenspiel bei. Mit zwölf trat er im Sextett auf und gründete später mit weiteren Familienmitgliedern die Gruppe "I Gitanos". Mit dem "Winterstein Quintett" bildete Lulo Reinhardt eines der angesehensten Gypsy-Ensembles in Europa mit einer charakteristischen Verbindung aus Swing-Jazz und Original Gypsy-Musik. Diese Richtung verfolgte er konsequent weiter, konzertierte mit Gitarristen-Kollegen in Brasilien, Israel, Spanien, Afrika und England und entwickelte schließlich eine einzigartige Melange aus Gypsy, Jazz und Latin Swing. Er besitzt nicht weniger als 42 Gitarren und lässt sie nach seinen Entwürfen bauen: mit 14 Bünden statt der üblichen zwölf.

Gedenken an Verfolgung

Zu Lulo Reinhardts Biographie gehört untrennbar das Schicksal von Verwandten, die als "Zigeuner" im Dritten Reich verfolgt und vernichtet wurden. Vater Bawo überlebte Auschwitz. 2015 erhielt Lulo Reinhardt die Einladung, in Dachau zu spielen, wo sein Onkel zwei Jahre im Konzentrationslager gefangen war: "Memories of Dachau".

Vielfalt und Echtheit

Seinen musikalischen Horizont hat Lulo Reinhardt über viele Jahre immer mehr erweitert, ist tief in andere Kulturen eingetaucht. So ist sein einst traditioneller "Gypsy Jazz" längst einem "Gypsy Goes Latin and Classic" gewichen, ohne dass er seine authentische Stimme und seine Wurzeln in der Musik der Sinti verleugnet. Mit seiner Band, dem "Lulo Reinhardt Swing Project", war der Meistergitarrist 2011 in Australien und Neuseeland und sollte beim Bluesfest in Christchurch u.a. mit B.B. King auftreten. Ein Erdbeben verhinderte das Konzert, doch sechs Jahre später hat Lulo Reinhardt dann seinen allerersten Blues komponiert und ihn B.B. King gewidmet. Eine weitere Stilerkundung!

Lulo Reinhardt feat. Yuliya Lonskaya

Lulo Reinhardt (Gitarre)
Yuliya Lonskaya (Gitarre)

Label: DMG Germany

Sendung: "Leporello" am 20. September 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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