Man nehme eine fantastische Pianistin, lasse sie in einem schönen Sommer nach eigenem Gusto Freunde und Kolleginnen in herrlicher Berglandschaft um sich scharen, lasse sie einstudieren und aufführen was immer sie mag. Das Resultat war im Juli 2007 im schweizerischen Verbier zu erleben, als die große Martha Argerich mit langjährigen Weggefährten wie dem Cellisten Mischa Maisky und dem Bratscher Yuri Bashmet, aber auch mit damaligen Nachwuchstalenten wie dem Geiger Julian Rachlin, mit Lang Lang und Gabriela Montero einen wunderbaren Kammermusikabend gab.
Bildquelle: Deutsche Grammophon
CD-Tipp 18.7.2015
Der CD-Tipp zum Nachhören!
Egal in welcher Besetzung, die argentinische Pianistin war das Herz des Konzertes. In allen Werken des mehr als zweistündigen Abends konnte man sie hören, gemeinsam mit dem damals 25-jährigen Lang Lang etwa in Schuberts "Grand Rondeau" und Ravels "Ma Mère l’Oye". Jugend und Altersweisheit inspirierten sich dabei gegenseitig zu einer wunderbar atmosphärischen, musikalisch erfüllten Interpretation. Wahrscheinlich nicht alles, aber doch viel von der Live-Atmosphäre dieses Konzertes überträgt sich durchaus auf die CD. Beethovens "Geister-Trio" spielte Argerich gemeinsam mit Julian Rachlin und Mischa Maisky geheimnisvoll verschattet im langsamen Mittelsatz, drängend und erfüllt von glühender Intensität, Leidenschaft und Spannung in den schnellen Ecksätzen, eine Deutung, die ungemein geschlossen und gleichzeitig sehr spontan wirkt, so, als sei sie aus dem Moment heraus entstanden. Möglich ist das wahrscheinlich nur bei Künstlern, die sich derart seismographisch und mit nachtwandlerischer Sicherheit verstehen.
Martha Argerich solistisch zu erleben, das ist inzwischen nahezu unmöglich. Wenn sie die Bühne betritt, dann tut sie das, um mit Freunden und jungen Kollegen Kammermusik zu machen. 2007 in Verbier aber trat sie noch einmal alleine vors Publikum, für knappe und kostbare achtzehn Minuten, in denen sie die geliebten "Kinderszenen" von Robert Schumann spielte, voller Innigkeit und Poesie, zugleich schnörkellos, unprätentiös und stringent.
Nach der Pause dann Schuberts Arpeggione-Sonate mit Mischa Maisky und die Erste Violinsonate von Béla Bartók mit dem französischen Geiger Renaud Capucon. Auch hier war Kammermusik auf höchstem Niveau zu erleben, und ein wenig fragt man sich, warum dieser wunderbare Mitschnitt erst jetzt, nach acht Jahren auf CD erschienen ist. Krönender Abschluss des Konzertes waren die "Paganini-Variationen" von Witold Lutoslawski, die Martha Argerich und Gabriela Montero mit hinreißendem Witz hinlegten. Insgesamt: ein Fest der Kammermusik.
Werke von Ludwig van Beethoven, Robert Schumann, Franz Schubert, Maurice Ravel, Béla Bartók und Witold Lutoslawski
Martha Argerich und Freunde
Label: Deutsche Grammophon