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CD - Felix Mendelssohn Bartholdy Symphonien Nr. 4 & 5

Der Geiger und Dirigent Jan Willem de Vriend ist einer der interessantesten Köpfe der niederländischen Originalklang-Bewegung. Bekannt geworden ist de Vriend bei uns durch seine fabelhaften Aufnahmen mit dem von ihm gegründeten Combattimento Consort Amsterdam. In letzter Zeit steht de Vriend auch am Pult traditioneller Symphonieorchester und trainiert sie im historisch informierten Musizieren.

Bildquelle: Challenge Classics

CD-Tipp 13.03.2015

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Seit 2006 ist er Chefdirigent des Netherlands Symphony Orchestra und brachte mit den Musikern einen hochgelobten Beethoven-Zyklus heraus. Als nächstes nahmen sich de Vriend und The Netherlands Symphony die fünf Symphonien von Felix Mendelssohn Bartholdy vor. Mit der Vierten, der "Italienischen" und der Fünften, der "Reformations-Symphonie" schließen sie jetzt erneut eine explarische Werkschau ab.

Instrumentale Dramen

So viel frischer Wind wehte schon lange nicht mehr durch die "Italienische Symphonie" von Mendelssohn wie bei Jan Willem de Vriend und dem Netherlands Symphony Orchestra. Wie schon in seinem furiosen Beethoven-Zyklus sorgt de Vriend für griffige Artikulation, lässt seine Streicher vibratolos spielen und setzt mit historischen Blasinstrumenten markante Akzente. Eine große Wehmut kommt im zweiten Satz auf, der den Charakter einer Prozession hat und hier mit seinem leeren Klang an Berlioz erinnert. Im finalen Saltarello bricht dann ein wahrer Gewittersturm los, in grellen Farben zeichnet de Vriend diesen Karnevalstanz und treibt die wilde Jagd mit unerbittlicher Energie voran. Wer in der "Italienischen" Symphonie bislang nur anmutige Reiseeindrücke des jungen Mendelssohn sah, wird von de Vriend und dem Niederländischen Symphonieorchester drastisch eines Besseren belehrt. Alles andere als ein verzärteltes Mendelssohn-Bild bietet Jan Willem de Vriend in seinem aktuellen Zyklus, weitab von Elfenromantik. Die Vierte begreift er als instrumentales Drama im Sinne Beethovens.

Glaubensbekenntnis in D-Dur

Dabei verzichtet de Vriend aber keineswegs auf ätherisch schwebende Klänge wie zu Beginn der "Reformations-Symphonie". Es ist immer wieder ein Aha-Effekt, wenn darin das berühmte "Dresdner Amen" auftaucht. Diese Gesangsformel der lutherischen Kirche in Sachsen nutzte bekanntlich auch Richard Wagner für das Gralsmotiv im "Parsifal" – und bediente sich dabei großzügig bei dem von ihm geschmähten Mendelssohn. Seine "Reformations-Symphonie" komponierte Mendelssohn zur 300-Jahr-Feier der Augsburger Konfession 1830. Und dass es ihm ernst war mit seiner Konversion zum Protestantismus, bekräftigte Mendelssohn am Ende mit dem Luther-Choral "Ein‘ feste Burg ist unser Gott". Nach d-Moll-Zweifeln feiert auch de Vriend dieses finale Glaubensbekenntnis in D-Dur mit hymnischen Tönen – ein starkes Plädoyer für Mendelssohn.

Felix Mendelssohn Bartholdy: Symphonien Vol. 3

Symphonie Nr. 4 A-Dur op. 90 "Italienische"
Symphonie Nr. 5 d-Moll / D-Dur op. 107 "Reformations-Symphonie"
The Netherlands Symphony Orchestra
Leitung: Jan Willem de Vriend
Label: Challenge Classics

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