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"Elfen gibt es wirklich, so viel ist klar. Und Mendelssohn hat ihre Sprache gesprochen. Als er die Musik zu Shakespeares Komödie schrieb, konzentrierte er sich vor allem auf die Szenen mit Elfen." Mit einer Neueinspielung von Felix Mendelssohn Bartholdys "Sommernachtstraum" feiert Fischer den 35. Geburtstag seines Budapest Festival Orchestra.

Der Schabernack, den Puck mit den Elfen treibt, fliegt einem im Scherzo buchstäblich um die Ohren – so griffig und plastisch klingt das bei Iván Fischer und dem Budapest Festival Orchestra. Die Holzbläser kichern, die Streicher fahren grob dazwischen. Mit der Präzision eines Uhrwerks schnurrt Mendelssohns Kabinettstück in dieser federleichten Interpretation ab. Wie Insekten umschwirren die Elfen ihre Königin Titania und wiegen sie mit einem bezaubernden Lied in den Schlaf. Für den Elfengesang sorgt der Frauenchor Pro Musica.

Ironische Seite des "Sommernachtstraums"

Hermia und Lysander haben sich im Wald verirrt, verzweifelt sucht sie ihren Geliebten. Ihre aufgewühlten Gefühle drückt Fischer durch nervöse Kreiselbewegungen und markante Akzente aus. Im Notturno dagegen beschwören die Hornisten des Budapest Festival Orchestra die Idylle einer Mondnacht herauf – im Zauberwald kehrt Ruhe ein. Das tragikomische Spiel der Handwerker begleitet Mendelssohn mit einem kleinen Trauermarsch. Fischer kehrt die Ironie heraus: Die Klarinette jault, als sei’s Klezmermusik.

Für die kleine Sopranpartie im "Sommernachtstraum" hat Fischer die junge Anna Lucia Richter engagiert. Sie begeistert auf der CD aber zusätzlich mit drei Klavierliedern von Mendelssohns Schwester Fanny – in den hier eingespielten Orchesterversionen eine echte Rarität.

Idealer Sommer-Soundtrack

Mit seinem Mendelssohn-Album ist Iván Fischer und seinen Budapester Musikern der Soundtrack dieses Sommers gelungen: Magische Momente wechseln mit praller Theatermusik, duftige Klänge mit bodenständiger Musizierlust. Gerade den Highlights aus dem "Sommernachtstraum" tut Fischers ausgefeilte Interpretation gut. In seiner gemessenen Gangart findet selbst der abgespielte Hochzeitsmarsch zu seiner ursprünglichen Grandezza zurück.

Iván Fischer dirigiert Mendelssohn

Felix Mendelssohn Bartholdy:
"Ein Sommernachtstraum", Ouvertüre op. 21 und Auszüge aus der Schauspielmusik für Soli, Frauenchor und Orchester op. 61
Fanny Mendelssohn-Hensel:
"Die Mainacht" op. 9 Nr. 6; "Ferne" op. 9 Nr. 2; "Gondellied" op. 1 Nr. 6 (Lieder für Singstimme und Klavier in Bearbeitungen für Sopran und Orchester)

Anna Lucia Richter, Sopran
Barbara Kozelj, Mezzosopran
Pro Musica Frauenchor
Budapest Festival Orchestra
Leitung: Iván Fischer

Label: Channel Classics

Sendung: "Piazza" am 18 August 2018, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK